Deutschlandweit fehlen Ärzte, die Versorgungslage spitzt sich zu. In Bremen will nun eine Klinik eine große Gemeinschaftspraxis eröffnen. Das ist geplant.

Das Rot-Kreuz-Krankhaus (RKK) in Bremen plant, eine eigene Arztpraxis zu eröffnen. Genauer gesagt will die Klinik ab 2025 ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit mehreren Hausärzten auf die Beine stellen. Das geht aus einer Mitteilung vom Montag hervor.

Das VMZ soll eine „schnelle, gute und bedarfsgerechte Patientenversorgung in Zeiten immer knapper werdender Hausarztpraxen auf der linken Weserseite unterstützen“, heißt es weiter. Dazu würden bis Anfang kommenden Jahres „moderne, barrierefreie Praxisräume im Ärztehaus Forum K direkt neben der Klinik“ entstehen.

Mit dem Projekt wolle man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auf der einen Seite, so Martin Langenbeck, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) und medizinischer Geschäftsführer des RKK, wolle man Patienten „eine ihrem individuellen Bedarf entsprechende, zeitnahe medizinische Versorgung und Beratung“ gewährleisten. Auf der anderen Seite wolle man die Notaufnahme des Klinikums entlasten. Denn dorthin kämen immer mehr Patientinnen und Patienten, weil sie gar keinen Hausarzt haben beziehungsweise, weil sie keine hausärztliche Praxis finden, die noch Kapazitäten freihabe, erklärt Langenbeck.

Parallel erhoffe man sich, die „Patientenströme in unserer Notaufnahme sinnvoller zu lenken und dort die Wartezeiten für echte Notfälle zu verkürzen“, betont Walter Klingelhöfer, Kaufmännischer Geschäftsführer des RKK.

Was bislang fehlt: Fachpersonal. Deswegen suche man jetzt mit Hochdruck Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin in Voll- oder Teilzeitanstellung sowie in der Weiterbildung fortgeschrittene Ärzte. Da der Praxisbetrieb auch ohne Medizinische Fachangestellte (MFA) nicht funktioniere, suche man auch diese. Die Vorteile lägen auf der Hand, erklärt Klingelhöfer: Das VMZ biete eine Festanstellung in der „großen RKK-Familie“, jedoch fehle der Druck, dem viele Selbstständige häufig ausgesetzt sind. So sei das VMZ sowohl für Teilzeitkräfte attraktiv als auch für Menschen, die noch eine Familie gründen wollen.

Die Lage in Bremen und Bremerhaven ist dabei gar nicht so schlecht, wie man annehmen könnte. Noch liegt weder in der einen noch in der anderen Stadt eine medizinische Unterversorgung vor. In Bremen arbeiten laut der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) 354 Hausärzte beziehungsweise so viele sogenannte Versorgungsverträge sind vergeben. Erst bei einer Zahl unter 257 bestünde Unterversorgung.

Jedoch ist die Altersstruktur der Mediziner besorgniserregend: In Bremen sind etwa 30 Prozent aller niedergelassenen Ärzte über 60 Jahre alt, in Bremerhaven sind es sogar 47 Prozent. Perspektivisch braucht das Land also dringend Personal, um den befürchteten Mangel abzufedern.

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