Die Nationalmannschaft hatte aktuell etliche Ausfälle zu beklagen. Ersetzt wurden diese vorrangig von jungen, neuen Kräften. Die Alten haben es immer schwerer.

Julian Nagelsmann erhielt vor den beiden Nations-League-Spielen gegen Bosnien (2:1) und die Niederlande (1:0) eine verletzungsbedingte Absage nach der nächsten. Neben Torwart Marc-André ter Stegen (Patellasehnenriss), Niclas Füllkrug (Achillessehnenreizung), Jamal Musiala (Hüftgelenk), Kai Havertz (Knie), Robin Koch (Hüfte) und David Raum (Sprunggelenksverletzung) musste der Bundestrainer auch noch auf Benjamin Henrichs (Rückenbeschwerden) verzichten. Insgesamt sieben Spieler standen am Ende auf der Ausfallliste, gegen die Niederlande musste er dann sogar noch auf Deniz Undav verzichten.

Zählt man zu den Ausfällen noch die nach der Europameisterschaft zurückgetretenen Spieler sowie die nicht nominierten Akteure dazu, ergibt sich ein zweistelliges Feld an EM-Fahrern, die im aktuellen Aufgebot fehlten.

Von den 26 Nationalspielern bei der EM waren in beiden Spielen nur noch zwölf mit dabei. Mehr als die Hälfte des so gefeierten Kaders der Europameisterschaft fehlte also auf dem Weg zur Viertelfinal-Qualifikation in der Nations League.

Helfen mussten etliche Neulinge. Tim Kleindienst, Jonathan Burkardt und Jamie Leweling wurden erstmals überhaupt in den DFB-Kader berufen. Die Offensivkräfte wurden für Füllkrug, Havertz und Musiala nachnominiert und kamen auch alle drei zum Einsatz.

Vor allem einer wusste Werbung für sich zu machen und die Chance zu nutzen: Jamie Leweling. Der Stuttgarter verdiente sich nicht nur die t-online-Note 1, sondern bekam auch Lob vom Bundestrainer. „Er hat viele Situationen mit Druck im Rücken mit viel Körperlichkeit gelöst, hat uns genau die Energie gegeben, die wir brauchten. Er hat tatsächlich ein außergewöhnlich gutes Debüt gegeben“, sagte Nagelsmann. Der aber auch zugab, dass wenn alle gesund gewesen wären, „wäre er aber nicht dabei gewesen, so offen kann man das sagen. Es war eine knappe Entscheidung, ihn mitzunehmen.“ (Mehr zum Debüt von Jamie Leweling lesen Sie hier.)

Diese Aussage zeigt, wie schwer es für einst etablierte Kräfte wird, ins DFB-Team zurückzukommen. Auffällig war schon vorher, dass ein langjähriger Nationalspieler in den Planungen des Bundestrainers offenbar keinerlei Rolle spielt: Dortmunds Julian Brandt. Der 28-Jährige stand bislang in allen Saisonspielen seiner Borussia in der Startelf. Überzeugen konnte er dabei offenbar nicht – beziehungsweise nicht genug. Nach den etlichen Ausfällen im Offensivbereich wäre Brandt noch vor nicht allzu langer Zeit ein heißer Kandidat gewesen.

Ein Alarmsignal für Brandt

Zugegebenermaßen: Die Dortmunder Auftritte in den vergangenen Wochen waren äußerst schwankend. Selten überzeugten die Schwarz-Gelben in zwei Partien am Stück. So überrascht es nicht, dass auch Emre Can und Niklas Süle aktuell nicht zum Aufgebot gehören. Auch Maximilian Beier, der nach seinem Wechsel aus Hoffenheim zum BVB nach seiner Form sucht, ist nicht nominiert gewesen.

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Und dennoch ist gerade die Nichtnominierung Brandts ein Alarmsignal für den vielseitig einsetzbaren offensiven Mittelfeldmann. Nagelsmanns Botschaft ist klar: Du bist weder dritte noch vierte Wahl. Letztmals stand er für Deutschland am 21. November 2023 beim desolaten 0:2 in Österreich auf dem Platz. Von Nagelsmanns anschließend durchgeführter Radikalkur beim DFB war auch er betroffen.

Mittlerweile scheint mehr als offen, ob sich zu den bis dato 47 Einsätzen für die Nationalmannschaft noch weitere dazugesellen werden. Fakt ist, dass etliche andere Akteure, wie beispielsweise Stuttgarts Leweling, momentan die Nase vorn haben. So ist der Dortmunder im Dunstkreis der Nationalmannschaft nur noch ein längst vergessener Star, in welche Kategorie auch Spieler wie Niklas Süle oder der beim FC Bayern komplett in Ungnade gefallene Leon Goretzka einsortiert gehören.

Die Tür – das betonte Nagelsmann in den vergangenen Wochen und Monaten – sei für niemanden zu. Julian Brandt befindet sich allerdings nicht mit der Hand an der Klinke. Er muss erst wieder das Haus finden, in das er reingehen muss.

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