Beim Fifa-Kongress wurde entschieden, dass die Frauen-WM 2027 in Brasilien stattfindet. Deutschland, Belgien und die Niederlande haben den Kürzeren gezogen.
Enttäuschung beim DFB, Pleite gegen Brasilien: Deutschland und seinen Partnern bleibt die Austragung der Frauen-WM 2027 verwehrt. Die Mitgliedsländer des Weltverbandes Fifa stimmten beim Kongress in Thailands Hauptstadt Bangkok am Freitag mehrheitlich für den Konkurrenten Brasilien. Damit findet erstmals eine Frauen-WM in Südamerika statt.
Deutschland hatte die WM im Jahr 2011 zuletzt alleine ausgerichtet. Unter dem Motto „Breaking New Ground“ hatte sich der Deutsche Fußball-Bund gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden beworben. Die USA und Mexiko hatten ihre gemeinsame Bewerbung für 2027 Ende April zurückgezogen, zuvor hatte dies bereits Südafrika getan.
DFB war leichter Außenseiter
Bei der finalen Präsentation hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf „die bislang kommerziell erfolgreichste Frauen-WM“ und das „kompakteste Turnier“ versprochen. Ziel der Co-Bewerber sei gewesen, die „größte Feier des Frauenfußballs in der Geschichte“ zu organisieren.
Der DFB war mit seinen Partnern als leichter Außenseiter in die Abstimmung gegangen. Vor allem der Evaluierungsbericht der Fifa hatte zuletzt für Aufsehen und Zweifel gesorgt. Brasilien erhielt 4,0 von 5 möglichen Punkten, die Europäer kamen lediglich auf 3,7. Der Bericht stellt jedoch nur eine Empfehlung dar und ist nicht immer ein sicherer Indikator für die letztliche Vergabe.
„Reihe rechtlicher Risiken“ bei den drei Europäern
Laut des Berichts gebe es eine „Reihe rechtlicher Risiken“ bei den drei Europäern. Es bestehe die Gefahr für die Fifa, „mit erheblichen operativen und finanziellen Problemen konfrontiert zu werden“. Der Hintergrund der Benotung scheint klar: Der Weltverband zielt wieder einmal auf maximale Erlöse ab. Schon in der Vergangenheit war es der Fifa ein Dorn im Auge, wenn sie ihre Forderungen im Hinblick auf staatliche Unterstützung und Steuererleichterungen nicht wie gewünscht durchsetzen konnte.
Die jüngsten Bemühungen der deutschen Delegation liefen ins Leere. Neuendorf und Sportdirektorin Nia Künzer hatten in den vergangenen Tagen noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz waren kurzerhand zudem Belgiens Premierminister Alexander De Croo und Mark Rutte, Ministerpräsident der Niederlande, eingespannt worden.
Für den DFB könnte sich die Chance auf eine Heim-WM für viele Jahre erledigt haben. FIFA-Boss Gianni Infantino pflegt vor dem Männerturnier 2026 immer engere Kontakte in die USA, die nach dem Rückzug im aktuellen Bewerbungsprozess als Kandidat für die Frauen-WM 2031 gelten. Die nächste Chance für den DFB ergibt sich womöglich erst 2035.
Große Teile der Infrastruktur sind in Brasilien durch vorangegangene Sportveranstaltungen noch vorhanden. Das Land hatte 2014 die Männer-WM ausgerichtet, Deutschland gewann das Turnier. Zudem fanden zwei Jahre später die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro statt.