Tausende Pakete mit Feuerwerk werden kurz vor Silvester bei Weco abgeholt. Dabei war das Unternehmen schon fast pleite.
Zu dritt versuchen die Weco-Mitarbeiter, das über einen Meter lange Überraschungspaket in den kleinen Ford Ka von Marcel Cinar zu stopfen. Mit im Auto sitzen noch sein kleiner Sohn und seine Schwester. „Wir lassen einfach das Kind hier“, scherzt sie. Doch wegen der Kiste mit den Feuerwerksbatterien ist der Kölner überhaupt erst hergekommen.
„Wir hatten heute schon welche aus den Niederlanden und der Schweiz hier“, sagt er. Das könne sich durchaus lohnen: „Im Einzelhandel würde das gleiche, was in den Kartons ist, doppelt so viel kosten.“ Eigentlich dürfe Weco nicht mehr als 50 Kilogramm Feuerwerk verkaufen – weil nicht mehr pro Fahrzeug transportiert werden dürfe. „Aber manche kommen mehrmals – das können wir nicht kontrollieren“, sagt Becker und lacht bei dem Gedanken, dass in den Tagen vor Silvester tausende Autos voller Schwarzpulver durch Deutschland rollen.
Die Überraschungspakete bot Weco ab dem 12. Dezember an – sie waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. In einem kleinen Karton für 55 Euro liegen Feuerwerksartikel aus dem vergangenen Jahr, die im Einzelhandel nicht verkauft und an den Hersteller zurückgeschickt wurden. Die großen Pakete für 110 Euro beinhalten Batterie-Sortimente.
„Es kann schon sein, dass manche enttäuscht sind, aber eigentlich ist für jeden was dabei. Der Trend geht zu einmaligem Anzünden und Genießen“, sagt Becker. „Und die wahren Pyromanen wissen eh, was sie wollen.“ Die Kartons können die Kundinnen und Kunden am Samstag und Montag vor Silvester in festgelegten Zeitslots abholen. Mitarbeitende in lila Westen scannen einen Code und laden sie in die Autos.
Tatsächlich mache der Werksverkauf nur einen geringen Anteil am Gesamtumsatz aus, sagt Pressesprecher Oliver Gerstmeier. „Das meiste erzielen wir mit dem Verkauf über den Einzelhandel“, sagt er. Wie viele Pakete Weco verkauft habe, will er nicht sagen. „Über 10.000 sind es allerdings schon.“
Während der Corona-Pandemie, als der Feuerwerksverkauf zwei Jahre in Folge verboten war, wäre die Firma beinahe pleite gegangen. Nur durch staatliche Unterstützung konnte sie bestehen. „Wir machen unseren gesamten Jahresumsatz an drei Tagen“, sagt Gerstmeier.
„Die beiden Jahre nach der Pandemie waren sensationell gut: Normalerweise bekommen wir von den Händlern immer 20 Prozent zurückgeschickt, das war zuletzt nicht so, wir waren fast ausverkauft.“ Das zeige, dass die Deutschen Nachholbedarf hätten. „Egal, wie die Wirtschaftslage ist, für Feuerwerk scheinen die Leute immer Geld übrig zu haben.“
Ein Auto mit Dortmunder Kennzeichen hält an einer der Ausgabestationen. Marcel Lehmann und sein Kumpel Marc erhalten drei Überraschungspakete. „So 300 bis 400 Euro“ wolle er in diesem Jahr für Feuerwehr ausgeben, sagt Lehmann. „Ein bisschen kaufen wir noch in den Supermärkten nach.“ Marc dagegen winkt ab. „Bei mir sind es über 1.000 Euro – ob ich nun verreise oder saufe, ist doch egal“, meint er.