Nur zwei Menschen haben den Absturz einer Boeing 737 in Südkorea überlebt. Die Chefs der Airline baten öffentlich um Entschuldigung.
Eine Boeing 737-8AS der Billigfluglinie Jeju Air ist am Sonntag bei einer Bruchlandung in Südkorea auseinandergebrochen und explodiert. 179 der 181 Menschen an Bord starben, nur zwei Crewmitglieder überlebten.
Nach dem Absturz traten die Chefs der südkoreanischen Airline an die Öffentlichkeit: Demütig beugten sie ihre Köpfe und baten um Entschuldigung. In einem Statement versicherte die Fluggesellschaft: „Jeju Air wird nach dem Unfall keine Mühen scheuen.“
Die amtliche Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Sprecher: „Wir arbeiten derzeit daran, die genaue Ursache und die Einzelheiten zu ermitteln.“ Das Flugzeug sei seit 15 Jahren unfallfrei im Einsatz gewesen.
Allerdings: Nur zwei Tage vor dem Unglück am Flughafen von Muan musste die Boeing auf einem anderen Flug die ursprünglich geplante Route verlassen. Ein Notfall aus bisher unklarer Ursache zwang die Piloten dazu. Auf dem Portal „Flightradar24“ veröffentlichte Daten zeigen, dass die Maschine mit der Kennung HL8088 am Freitag auf der Insel Jeju gestartet war und nach Peking wollte, dann aber nach Seoul-Incheon auswich. Weshalb, sei öffentlich bisher nicht bekannt geworden, berichtete das Fachportal „Aerotelegraph“.
Nur rund zwei Stunden nach der außerplanmäßigen Landung in Seoul hob die Jeju-Air-Maschine von dort aus wieder ab. Wenig später erreichte sie Peking.
Noch am Freitag absolvierte die Boeing drei weitere Flüge: von Peking nach Jeju, von da nach Muan und schließlich nach Kota Kinabalu in Malaysia. Am Samstag war die Maschine sechsmal im Einsatz. Zuletzt landete sie in Bangkok, von wo aus der erste Flug am Sonntag nach Muan führen sollte. Dieser Flug endete im Unglück.
Die Ursache ist laut den Behörden vermutlich Vogelschlag – auch Zeugenaussagen deuten darauf hin. Die Nachrichtenagentur Yonhap meldete unter Berufung auf das südkoreanische Transportministerium, der Tower am Flughafen Muan habe um 8.57 Uhr Ortszeit vor Vögeln am Airport gewarnt. Um 8.58 Uhr hätten die Piloten einen Notruf abgesetzt und „Mayday“ gefunkt. Um 9 Uhr habe die Maschine einen ersten Landeversuch unternommen, der abgebrochen werden musste. Der Vogelschlag habe mutmaßlich zu einer Fehlfunktion am Fahrwerk geführt, hieß es.
Dann beschrieb Flug 7C-2216 offenbar einen Bogen, um in umgekehrter Richtung auf Landebahn Nr. 1 aufzusetzen. Dies passierte um 9.03 Uhr.
Handyaufnahmen zeigen das Unglück: Ohne ausgefahrenes Fahrwerk schlittert die Boeing über den Boden. Den Piloten gelingt es nicht, das Tempo zu verringern – und am Ende der Landebahn kracht das Flugzeug in eine Absperrung. Ein Feuerball steigt auf. Als sich der Rauch verzieht, ist zu erkennen, dass die Maschine auseinandergebrochen ist.
Die Experten von „Flightradar24“ haben die Aufnahmen analysiert. Demnach könnte das Video möglicherweise auf eine weitere Fehlfunktion nach dem Vogelschlag am Flugzeug hindeuten. „Auffällig ist, dass die Landeklappen eingefahren zu sein scheinen“, heißt es im Bericht des Fachportals. Weder die Klappen am Vorflügel, die sogenannten „Slats“, noch die an der Hinterkante, die „Flaps“, seien ausgefahren gewesen.