Auf Dauer kann Bluthochdruck gefährlich werden. Darum ist es wichtig, die Werte zu kennen. Welche zu hoch sind und ab wann eine Behandlung ratsam ist.
Bluthochdruck – fachsprachlich (arterielle) Hypertonie genannt – ist weitverbreitet: In Deutschland haben bis zu 30 Millionen Menschen dauerhaft zu hohe Blutdruckwerte. Etwa die Hälfte aller Erwachsenen ist betroffen, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Unter Menschen mit starkem Übergewicht beträgt der Anteil der Betroffenen sogar 75 Prozent.
Viele Betroffene wissen allerdings gar nichts von ihrem Bluthochdruck. Dabei zählen die erhöhten Werte zu den wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sind folglich mitentscheidend für die Lebensqualität und Lebenserwartung. Doch ab wann genau gilt der Blutdruck als erhöht?
Bei der Blutdruckmessung werden immer zwei Werte ermittelt: ein oberer (systolischer) Wert und ein unterer (diastolischer) Wert. In dieser Reihenfolge werden die Messwerte auch – in der Maßeinheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) – angegeben. Bei Bluthochdruck können beide Werte oder auch nur einer davon erhöht sein.
Optimal sind Blutdruckwerte unter 120/80 mmHg. Darüber gilt der Blutdruck als normal, solange der obere Wert zwischen 120 und 129 und/oder der untere Wert zwischen 80 und 84 liegt. Beträgt der obere Wert 130 bis 139 und/oder der untere Wert 85 bis 89, ist der Blutdruck zwar etwas zu hoch, gilt aber ebenfalls noch als normal. Erst ab einem oberen Wert von 140 und/oder ab einem unteren Wert von 90 sprechen Fachleute von Bluthochdruck. Je höher die Werte sind, desto schwerwiegender ist die Hypertonie:
- Ein oberer Wert von 140–159 und/oder ein unterer Wert von 90–99 ist ein leichter Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1).
- Ein oberer Wert von 160–179 und/oder ein unterer Wert von 100–109 ist ein mittelschwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 2).
- Ein oberer Wert ab 180 und/oder ein unterer Wert ab 110 gilt als schwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 3).
Wenn nur der obere Wert erhöht ist (also bei 140 mmHg oder höher liegt), der untere Wert jedoch normal oder hoch normal ist (also unter 90 mmHg liegt), bezeichnen Fachleute den Bluthochdruck als isolierte systolische Hypertonie. Solche Werte kommen hauptsächlich bei älteren Menschen vor.
International ist uneinheitlich definiert, ab wann Bluthochdruck besteht: Werte, die laut europäischen Fachgesellschaften noch normal sind, gelten nämlich in den USA als zu hoch. Dort sprechen Fachleute bereits ab einem oberen Wert von 130 und/oder einem unteren Wert von 80 mmHg von Hypertonie.
Zum Nachweis von Bluthochdruck reichen Werte einer einzigen Messung meist nicht aus. Stattdessen empfiehlt es sich, den Blutdruck wiederholt zu ermitteln – und zwar
- entweder in einer ärztlichen Praxis durch jeweils mindestens drei Messungen an zwei verschiedenen Tagen
- oder ambulant mithilfe einer Langzeit- bzw. 24-Stunden-Blutdruckmessung und/oder zu Hause durch Selbstmessungen.
Anhand der gesamten Messwerte kann die Ärztin oder der Arzt dann beurteilen, ob der Blutdruck zu hoch ist. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die Definition von Bluthochdruck auf Werte bezieht, die von Messungen in einer ärztlichen Praxis stammen – und dass diese durchschnittlich höher sind als beispielsweise zu Hause selbst gemessene Werte. Je nach Art der Messung sprechen also schon Werte unter 140 zu 90 für eine Hypertonie:
- Bei einer Selbstmessung zu Hause weisen Mittelwerte ab 135 (systolisch) und/oder ab 85 (diastolisch) auf Bluthochdruck hin.
- Auch bei einer Langzeit-Blutdruckmessung am Tag bzw. im Wachzustand betrachten Fachleute Mittelwerte ab 135 (systolisch) und/oder ab 85 (diastolisch) als zu hoch.
- Bei einer Langzeit-Blutdruckmessung während der Nacht bzw. im Schlafzustand gelten sogar schon Mittelwerte ab 120 (systolisch) und/oder ab 70 (diastolisch) als erhöht.
- Bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung sprechen Mittelwerte ab 130 (systolisch) und/oder ab 80 (diastolisch) für eine Hypertonie.
Für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren gelten zur Diagnose von Bluthochdruck andere Werte. Dabei sind – anders als bei Erwachsenen – auch Geschlecht, Alter und Körpergröße entscheidend für die Beurteilung der Blutdruckwerte.
Doch nur wer den Blutdruck richtig misst, erhält für die Diagnose von Bluthochdruck verlässliche Werte. So ist es etwa wichtig, den Blutdruck erst nach drei- bis fünfminütiger Ruhephase im Sitzen zu messen. Der falsche Zeitpunkt und sonstige Fehler bei den Messungen können die Werte verfälschen und zu Fehldiagnosen führen.
Eine weitere Voraussetzung für die korrekte Diagnose von Bluthochdruck ist, dass das Messgerät genaue Werte liefert. Das leistet aber längst nicht jedes im Handel erhältliche Gerät. Daher ist es ratsam, nur Blutdruckmessgeräte mit bescheinigter Messgenauigkeit zu verwenden.
Eine Liste unabhängig geprüfter Blutdruckmessgeräte (ausgezeichnet mit dem Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga e. V.) können Sie hier abrufen.
Ab wann Bluthochdruck eine Behandlung erfordert
Bluthochdruck ist auf Dauer gesundheitsschädlich und kann sogar lebensbedrohliche Folgen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle haben. Die Behandlung zielt daher darauf ab, den Blutdruck dauerhaft auf normale Werte zu senken.
Fachleute empfehlen hierzu immer, wenn möglich den Lebensstil zu ändern, also beispielsweise bei Übergewicht abzunehmen, sich gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen sowie aufs Rauchen zu verzichten. Wer schweren Bluthochdruck hat, sollte die Werte zudem sofort mithilfe entsprechend wirkender Medikamente senken.
Ansonsten gilt: Für die Entscheidung, ob und ab wann Blutdrucksenker gegen Bluthochdruck sinnvoll sind, sollten die Werte alleine nicht ausschlaggebend sein. Vielmehr sind auch alle anderen individuellen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu berücksichtigen: zum Beispiel sonstige Vorerkrankungen (wie Diabetes) und die familiäre Vorbelastung. Je höher das Gesamtrisiko, desto eher überwiegt der Nutzen von Blutdrucksenkern.