„Können wir definitiv begraben“

Ex-Chef spricht über Gehalt von Friedrich Merz


12.11.2024 – 00:40 UhrLesedauer: 3 Min.

CDU-Chef Friedrich Merz schickt sich an, Bundeskanzler zu werden. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)

Seit seinem Engagement für den Vermögensverwalter Blackrock kursieren Gerüchte um Friedrich Merz‘ Gehalt. Der Chef der Investmentfirma äußert sich nun.

Es gab eine Zeit, da war Friedrich Merz relativ abgemeldet in der Politik. Der heutige CDU-Chef hatte den Machtkampf gegen die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel verloren und sich aus dem parlamentarischen Geschäft zurückgezogen. Merz ging nun anderen Geschäften nach. Etwa bei einer der weltgrößten Investmentfirmen. Blackrock.

Dort, in der Hochfinanz, arbeitete Merz von 2016 bis 2020 wohl für ein Vielfaches dessen, was er als Berufspolitiker verdienen konnte. Wie viel genau es war, darüber schossen die Spekulationen schon damals ins Kraut. Nun steht eine Bundestagswahl an, Merz will Kanzler werden. Und Merz‘ ehemaliger Chef sagte in einem Interview, dass der CDU-Parteivorsitzende als Aufsichtsratschef bei Blackrock-Deutschland deutlich weniger verdient haben soll, als angenommen.

Auf die Frage, ob Merz bei Blackrock zum Multimillionär geworden sei, sagte Deutschland-Chef Dirk Schmitz der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich glaube, einige dieser Spekulationen können wir definitiv begraben“.

Neben dem Posten bei Blackrock noch andere Jobs

Wie viel der heutige Kanzlerkandidat genau verdient hat, wollte Schmitz nicht offenlegen. Öffentlich zugängliche Informationen legen jedoch nahe, dass Merz etwa 150.000 Euro jährlich für seine Tätigkeit im Aufsichtsrat erhalten habe, was Schmitz nicht dementierte. Hinzu kam laut Schmitz noch eine Vergütung für seine Beratungstätigkeit, die Blackrock indes nicht offenlegte.

Dass es bei den 150.000 Euro offenbar nicht geblieben ist, legen Aussagen von Merz selbst nahe. Im Jahr 2018 sagte er bei einer Veranstaltung der „Bild“-Zeitung, er gehe jedenfalls nicht „unter einer Million Euro im Monat“ nach Hause. „Brutto“, wie er betonte.

Der Sauerländer hatte in dieser Zeit noch Posten bei anderen Unternehmen inne, meist als Aufsichtsrat, unter anderem bei der Wepa Industrieholding (Hersteller u. a. für Toilettenpapier), bei der Bank HSBC Trinkhaus sowie der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Auch war er als Berater für die weltweit operierende Anwaltskanzlei Mayer Brown tätig.

Trotz seines Millioneneinkommens zähle er sich zur „gehobenen Mittelschicht“, sagte Merz 2018 und erntete mit dieser Aussage öffentlich viel Kritik. Allerdings verwies Merz darauf, dass er sich sein Vermögen hart erarbeitet habe und nicht etwa durch ein Erbe reich geworden sei. Ein paar Jahre darauf sorgten Bilder für Aufsehen, auf denen Merz mit seinem Privatjet zur Hochzeitsfeier des FDP-Chefs Christian Lindner auf der Reichen-Insel Sylt einfliegt.

„Er war auf jeden Fall ein guter Aufsichtsratsvorsitzender unserer lokalen Rechtseinheit, der Blackrock Asset Management Deutschland AG, und ein wertvoller Berater für die Geschäftsführung“, sagte Blackrock-Chef Dirk Schmitz. Die Arbeit von Merz habe sich vor allem auf strategische Diskussionen über den Geschäftsausbau in Deutschland sowie auf Kunden- und Veranstaltungsauftritte konzentriert, bei denen er seine Sicht auf geopolitische und wirtschaftliche Entwicklungen darlegte. Mandate für die Vermögensverwaltung habe Merz nicht vermittelt.

Es ist das erste Mal seit der Rückkehr von Merz in die Politik vor vier Jahren, dass Blackrock öffentlich ausführlich zur umstrittenen Aufsichtsratstätigkeit von Merz Stellung nimmt. Laut Schmitz bestehe mittlerweile kein engerer Kontakt mehr zwischen dem Vermögensverwalter und Merz, der 2020 zurück in die Politik wechselte. „Seitdem haben wir keine Berührungspunkte mehr – jeder muss selbst entscheiden, wen er wählt“, sagte Schmitz.

Schmitz wies zudem Kritik an einer möglichen zu großen Nähe zwischen Merz und Blackrock zurück: „Friedrich Merz wird das sehr gut trennen können und weiß, dass er in einer Partei oder einem Regierungsamt andere Interessen vertreten muss.“ Auch betonte Schmitz, dass Blackrock weiterhin im Austausch mit Regierungsstellen und Parteien in Berlin stehe.

Die engen Kontakte des Vermögensverwalters zu Regierungen, Notenbanken und Aufsichtsbehörden stehen regelmäßig in der Kritik. Auch Merz‘ Tätigkeit bei Blackrock wird weiterhin kritisch beleuchtet, da er dort nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender, sondern auch als Finanzlobbyist tätig war. So warb er in Interviews für Blackrock-Produkte und trat auf Fachkongressen auf – eine Zeit, in der er noch vergeblich um den CDU-Parteivorsitz kämpfte. Über Indexfonds (ETFs) ist Blackrock an allen wichtigen börsennotierten deutschen Unternehmen beteiligt und hat dadurch einen erheblichen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft. Zwar gilt Merz nicht als ausgewiesener Fonds-Experte, Schmitz zufolge habe er sich jedoch schnell in das Geschäftsmodell des Unternehmens eingearbeitet.

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