ChatGPT als Hausaufgabenhilfe, virtuelle Tutoren oder Sprachlernanwendungen – künstliche Intelligenz hat in der Bildung längst Einzug gehalten. Die Länder plädieren für einen offenen Umgang damit.

Die Bildungsminister der Länder sprechen sich grundsätzlich für einen offenen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Schulalltag aus. Bei einer Konferenz in Berlin vereinbarten sie Empfehlungen zum Umgang mit der Technologie, thematisierten dabei aber auch mögliche Gefahren und schlugen Maßnahmen vor, diesen zu begegnen.

Die Empfehlungen sollen als „als Orientierung für die mündige, altersangemessene und versierte Nutzung von KI in schulischen Bildungsprozessen insbesondere für die Bildungsadministration der Länder dienen“, wie es in einem Beschluss heißt. Die für Schulen zuständigen Behörden sollen den KI-Einsatz „kritisch-konstruktiv und mit gebotener Offenheit im Sinne einer positiven Fehlerkultur begleiten“.

Nach Einschätzung der Ministerinnen und Minister haben Digitalisierung und besonders KI „einen tiefgreifenden Einfluss auf schulische Bildungs- und Lernprozesse“. Schüler und Lehrkräfte könnten dadurch in ihrer Arbeit unterstützt werden. Genannt werden verschiedene Möglichkeiten für den Einsatz von KI, etwa Text-zu-Sprache- oder Sprache-zu-Text-Anwendungen, automatisierte Übersetzungen oder auch Tools für den Bereich Inklusion wie automatische Bildbeschreibungen und Umwandlung von Texten in leichte Sprache.

Ein mündiger, altersangemessener und versierter Umgang mit KI werde zu einer neuen Schlüsselkompetenz, nicht zuletzt in Berufs- und Arbeitszusammenhängen, heißt es in dem Beschluss. Deshalb betonen die Länder auch, dass die Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler an der Technologie gewährleistet sein müsse, um einer sogenannten digitalen Spaltung zu begegnen.

Betont wird aber auch, dass Schülerinnen und Schüler befähigt werden müssten, die neusten digitalen Entwicklungen kritisch-reflektiert anwenden zu können und dass Schule immer auch zwischenmenschliche Interaktion bedeutet. „Deswegen soll der Einsatz von KI-Anwendungen nicht zur Abschwächung des gemeinsamen Lernens führen.“ Ein Verbot von KI etwa bei Hausaufgaben ist aus Sicht der Länder weder zielführend noch wünschenswert oder durchhaltbar.

Die Bildungsminister zeigen sich auch offen für einen KI-Einsatz bei jüngeren Schülern. Zwar legt die Bildungspolitik angesichts schlechter werdender Mathe- und Deutsch-Ergebnisse in Bildungsstudien jetzt verstärkt darauf Wert, die sogenannten Basiskompetenzen in der Grundschule zu stärken. Dies stehe aber nicht im Widerspruch zu digitalen Zukunftskompetenzen. KI-unterstützte Lernmaterialien könnten einen positiven Effekt auf den Erwerb von Basiskompetenzen haben, heißt es. Beim „Lernen mit KI“ soll der Fokus demnach auch zuerst auf die sogenannten Basiskompetenzen in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen gelegt werden, wird empfohlen.

Die Bewertung, etwa in Prüfungen, bleibe eine pädagogische Aufgabe, die im schulischen Kontext ausschließlich von Lehrkräften erfüllt werden könne, heißt es. KI könnte nach Ansicht der Minister Lehrkräfte aber etwa bei Korrekturen und Feedback unterstützen. Prüfungsformate sollen so weiterentwickelt werden, dass die Leistungen juristisch einwandfrei Schülern zugerechnet werden können, um Betrug mit Hilfe von KI auszuschließen. Fähigkeiten im Umgang mit KI seien als fester Bestandteil in alle Phasen der Lehrkräftebildung einzubetten, wird in dem Beschluss empfohlen.

Bei der Erarbeitung der Empfehlungen einbezogen und um Stellungnahmen gebeten wurden auch zahlreiche Experten aus Institutionen und Verbänden. Bildung wird in Deutschland nicht zentral gesteuert, sondern ist Sache der Bundesländer. Regelmäßig stimmen sich die Länder daher in wichtigen Fragen im Rahmen der Kultusministerkonferenz ab.

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