Rot-Weiss Essen verspricht Klärung
Bielefeld-Fans beklagen übergriffige Einlasskontrollen
18.09.2024 – 15:19 UhrLesedauer: 3 Min.
Nach dem Spiel bei Rot-Weiss Essen beklagen sich Hunderte Fans von Arminia Bielefeld über das Abtasten durch die Ordner. Fanvertreter schreiben RWE einen Brief. Der Club verspricht nun Klärung.
Vor, während und nach der Drittligapartie des DSC Arminia Bielefeld bei Rot-Weiss Essen am 24. August 2024 hatten sich zahlreiche Gäste-Fans darüber beklagt, dass das Abtasten der Zuschauer durch das Ordnungspersonal während der Körperkontrollen das gewohnte Maß weit überschritten haben soll. Das berichtet unter anderem die „Neue Westfälische“.
Demnach sei der Fanvertretung im Nachgang berichtet worden, dass die Maßnahmen während der Körperkontrolle am Einlass zum Gästebereich als unangenehm und zu weit gehend empfunden wurden.
So hätten zahlreiche Fans bei der Fanvertretung der Arminia Beschwerden und Unmut über „die unhaltbare Vorgehensweise des Ordnungsdienstes und dessen sexuell übergriffiges Verhalten – auch gegenüber Kindern – am Einlass des Essener Stadions geschildert.“ Mit Griffen in die Genitalien sei die Intimsphäre der Betroffenen verletzt worden, die Grenze des Zumutbaren sei laut dem Fanprojekt Bielefeld dabei massiv überschritten worden.
Der Fanbeirat der Arminia schreibt dazu auf der Social-Media-Plattform „X“: „Die hundertfach geschilderten Eindrücke vom Einlass in Essen sind teilweise verstörend, erschütternd und gehören nicht zu einem Besuch eines Fußballspiels oder sonstigen Veranstaltung. Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die Berichte decken sich und machen fassungslos.“
Aus diesem Grund habe man sich mit einem Brief an Rot-Weiss Essen gewandt und gegen die verstörenden Maßnahmen protestiert. Gleichzeitig habe man RWE um eine Stellungnahme zu den Vorfällen gebeten und den Verein aufgefordert, gegen die Zustände am Stadioneinlass vorzugehen.
Doch auch zwei Wochen nach den erschreckenden Vorkommnissen stehe die Antwort vonseiten RWEs noch aus. Die Arminia-Fanvertretung kritisiert: „Erschreckenderweise beinhaltet dieses Desinteresse auch die Missachtung der zahllosen Beschwerden der Betroffenen des Fehlverhaltens und dokumentiert zeitgleich, dass es aufseiten Rot-Weiss Essens offensichtlich kein Interesse an der Verbesserung der eigenen Willkommenskultur gegenüber den Gästefans zu geben scheint.“
Beschwerden über die Einlasskontrollen am Stadion an der Hafenstraße hatte es in der Vergangenheit allerdings schon mal gegeben. So hatten auch Fans des Hamburger SV 2023 im Rahmen des DFB-Pokal-Spiels in Essen die unverhältnismäßigen Kontrollen am Einlass beklagt.
„Die Ordner haben beinahe allen männlichen Personen in den Schritt gefasst. Uns wurde berichtet, dass dabei teilweise ohne Ankündigung in den Intimbereich gefasst wurde. Frauen wurden von den Ordnerinnen aufgefordert, ihre BHs zu öffnen, um besser darunter fassen zu können. Berichtet wurde uns auch von Fällen, in denen unangekündigt der BH angehoben wurde“, schrieb der „Förderkreis Nordtribüne“ damals auf seiner Website.
RWE hatte die Vorwürfe damals zurückgewiesen: „Die Einlasskontrollen wurden allesamt im Rahmen der rechtlichen Rahmenbedingungen und des Qualifizierungskonzeptes für den Sicherheits- und Ordnungsdienst des DFB durchgeführt.“ Zudem seien in den ersten 30 Minuten der Kontrolle bereits neun pyrotechnische Gegenstände gefunden worden, woraufhin die Kontrollen am Einlass nochmals intensiviert worden seien.
Im Zusammenhang mit dem aktuellen Fall verweist RWE nach einer t-online-Anfrage auf ein Statement, welches zeitnah nach dem betreffenden Spiel veröffentlicht worden sei. In diesem sei zunächst ein erster Sachstand bekannt gegeben worden, erklärt ein Sprecher des Clubs. „Wir sind als Veranstalter für die Gesundheit aller Zuschauer verantwortlich und nehmen diese Aufgabe sehr ernst. Daher führen wir zu jedem Heimspiel intensive Kontrollen durch, um vor allem das illegale Einbringen von Pyrotechnik bestmöglich zu verhindern.“ Die Kontrollen würden sich demnach jederzeit innerhalb des rechtlichen Rahmens bewegen und seien mehrfach durch die DFB-Spielaufsicht sowie die Sicherheitsbehörden als positiv bewertet worden.
„Nichtsdestotrotz ist es uns selbstverständlich ein Anliegen, dass sich sowohl Heim- als auch Gästefans an der Hafenstraße wohl und willkommen fühlen. Aus diesem Grund nehmen wir die Beschwerden der Bielefelder Fans selbstverständlich ernst und werden den Spieltag gemeinsam mit Arminia Bielefeld, unseren Dienstleistern und Sicherheitsexperten analysieren und aufarbeiten“, heißt es in der Stellungnahme.
Die angesprochene Analyse dauere aktuell jedoch noch an, weshalb derzeit die offenen Fragen noch nicht abschließend beantwortet und bewertet werden könnten, so RWE. Dennoch habe der Club mit Blick auf die zukünftigen Heimspiele proaktiv das Gespräch mit dem eingesetzten Sicherheitsdienstleister gesucht und diesen nochmals dahingehend sensibilisiert, eine gründliche, zeitgleich aber auch respektvolle Kontrolle aller Zuschauer durchzuführen. „Darüber hinaus werden wir zeitnah mit Arminia Bielefeld und dem Bielefelder Fan-Projekt in den Austausch gehen“, kündigt der Ruhrgebietsverein an.