Seit seinem ersten Protest an den Ehrenmalen 2022 ist Lindemeier schon häufig auf Gegenwehr gestoßen. Er wurde vielfach angespuckt, oft Ukronazi, ukrainischer Nazi, genannt, und bekam mehrfach Todesdrohungen zugeraunt. Lindemeier sagt dazu: „Ich hatte große Schlücke aus der Pulle Leben. Wenn es denn so sein sollte, wäre es kein unehrenvoller Tod.“ Er ist zwar Fan von Till Eulenspiegel, jenes legendären Schelms des Mittelalters, und macht sich regelmäßig öffentlich zum „Clown der Ukraine-Bubble“, wie er selbst sagt. Aber die Sache sei kein Spaß mehr. Wenn er heute zum Russischen Haus geht, wo er seit vergangenem Juni regelmäßig protestiert, trägt Lindemeier schon auf dem Weg dorthin neben Fahne und Lautsprecherbox eine Stichschutzweste.
Lindemeiers einsamer Protest ist überregional nicht verborgen geblieben. Er hat ihm das Lob des ukrainischen Botschafters eingebracht: Er habe vor Lindemeier mehr Respekt als vor russischen Oppositionellen in Deutschland, sagte Oleksii Makeiev der „Zeit“. Im russischen Fernsehen wurde Lindemeier als der „Provokateur vor dem Russischen Haus in Berlin“ in der beliebtesten und oft hetzerischsten politischen Talkshow bei Olga Skabejewa vorgestellt.
Vor dem Russischen Haus steht Lindemeier stets mit einer Lautsprecherbox, aus der die ukrainische Nationalhymne, ukrainische Volkslieder und hämische Lieder eines oppositionellen russischen Comedians schallen. Manche Zeilen kennt inzwischen auch das Berliner Landeskriminalamt: Die Polizeibehörde hat den Text eines Lieds ins Deutsche übersetzt, nachdem Lindemeier wegen Volksverhetzung angezeigt worden war. Der Text war nicht volksverhetzend. Die Ermittlungen gegen Lindemeier liefen aber erst einmal. Es wurden auch Anzeigen wegen Beleidigungen gestellt, die keine waren. Und dann gibt es Verfahren wegen Ruhestörung, weil er diese Lieder vor dem Russischen Haus aus einer handlichen Musikbox abspielt.