Die Berliner Charité bemerkt einen besorgniserregenden Anstieg: Es müssen immer mehr Menschen mit schweren Messerstichverletzungen behandelt werden.
In der Berliner Charité werden immer mehr Menschen mit Stichverletzungen behandelt. Auch die Schwere der Verletzungen nimmt zu. Das sagte Ulrich Stöckle, Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité, der Berliner Morgenpost. Seine Aussage stützt sich auf Daten des Traumaregisters, einem Zusammenschluss unfallchirurgischer Schwerpunktkliniken zur wissenschaftlichen Erfassung von Unfallverletzungen.
Während im vergangenen Jahr 55 Patienten mit Stichverletzungen behandelt wurden, sind es in diesem Jahr mindestens zwei Fälle pro Woche, bei denen Menschen nach Messerattacken behandelt werden müssen.
„Dabei beobachten wir in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Zahl der Messerstichverletzten“, so Stöckle. In diesem Jahr seien ihm besonders die „sehr schweren und dramatische Fälle“ in Erinnerung geblieben, bei denen Minderjährige und ältere Menschen betroffen waren.
Manche Menschen überleben solche Verletzungen nicht. „Auch wenn wir unsere Arbeit jeden Tag höchst professionell bewältigen, können wir nach der Behandlung von derartigen Verletzungen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagt Ulrich Stöckle. Er sieht die Behandlung solcher Verletzungen nicht nur aus rein medizinischer Sicht. Er fragt sich: „Warum gibt es diese zunehmende Gewaltentwicklung?“
Die Daten des Traumaregisters decken sich mit der Kriminalstatistik der Berliner Polizei. Im Jahr 2023 wurde in insgesamt 3482 Fällen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt, das sind 165 Fälle mehr als im Vorjahr und entspricht einem Anstieg von fünf Prozent. Jeder dritte Tatbeteiligte war unter 21 Jahre alt.