Berlin muss sich auf steigende Temperaturen einstellen. Ein Experte sieht die Hauptstadt auf dem Weg zu Verhältnissen, wie sie in südlicheren Regionen Europas herrschen.
Die Hauptstadt muss sich laut dem Soziologieprofessor Fritz Reusswig künftig auf Mittelmeer-ähnliche Temperaturen einstellen. „Es wird wärmer in Berlin. Das sagen alle Prognosen, alle Modelle“, erklärte der Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bei der ersten Dialogwerkstatt zur Zukunft des Tempelhofer Felds. „Das Klima ändert sich schon, und es wird noch zunehmen.“
Klimatisch betrachtet wandere Berlin nach Süden, so Reusswig. Bis zum Jahr 2100 werde die Stadt das Klima von Toulouse erreicht haben. Im schlimmsten Fall könne sich die Entwicklung noch weiter nach Süden, bis südlich der Pyrenäen, verschieben.
Besonders besorgt äußerte sich Reusswig über die zunehmende Zahl heißer Tage in Berlin. Während es bis zum Jahr 2000 durchschnittlich acht Tage im Jahr mit Temperaturen über 30 Grad gegeben habe, sei ein weiterer Anstieg bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich. Hitze sei gesundheitsschädlich und stelle insbesondere für Risikogruppen wie kleine Kinder und ältere Menschen eine ernsthafte Gefahr dar.
Zudem könne es im Sommer zu Problemen mit der Wasserversorgung kommen. Obwohl die Niederschlagsmenge zunehmen könnte, würde ein großer Teil aufgrund der steigenden Temperaturen verdunsten, was zu Wasserknappheit führen könne.
Reusswig war als Referent bei der ersten Dialogwerkstatt zur künftigen Nutzung des Tempelhofer Felds eingeladen. Rund 275 zufällig ausgewählte Berlinerinnen und Berliner sollen bis Sommer 2025 Empfehlungen an den Senat und das Abgeordnetenhaus abgeben. Das rund 300 Hektar große Tempelhofer Feld darf gemäß einem Volksentscheid vor zehn Jahren nicht bebaut werden.