Der Besuch von Bundespräsident Steinmeier in einem Flüchtlingslager bei Athen hat für hitzige Szenen gesorgt. Der Besuch muss vorzeitig abgebrochen werden.
Hunderte Geflüchtete begrüßten ihn mit lautstarken Rufen wie „Ausweis, Ausweis“ und „Deutschland, Deutschland“ und folgten ihm hinter einem Zaun, während er die Einrichtungen des Lagers besichtigte. Einige der Anwesenden versuchten, bis zu Steinmeier vorzudringen, wurden jedoch von Sicherheitskräften zurückgehalten.
Steinmeier informierte sich in dem Lager über die Registrierung und Erstaufnahme von Geflüchteten, welche derzeit wieder vermehrt nach Griechenland kommen. Während im gesamten vergangenen Jahr 41.500 Neuankünfte gezählt wurden, sind es in diesem Jahr bereits mehr als 48.000. Für Griechenland mit seinen 10,5 Millionen Einwohnern stellen die über das Mittelmeer kommenden Migranten eine große Herausforderung dar. Aufgrund der angespannten Stimmung verkürzte der Bundespräsident seinen Besuch um rund 30 Minuten.
Dieser Protest sei auch ein Appell an die europäischen Regierungen, die Grenzen nicht so dichtzumachen, wie sie es jetzt zunehmend würden, sagte Steinmeier später. „Wir haben Verständnis und können nachvollziehen, dass die Geflüchteten diese Erwartung haben. Aber ich glaube, wir tun mit Blick auf den Zustand unserer Gesellschaften auch gut daran, dass wir tatsächlich die Zahl der Ankünfte gegenüber den letzten Jahren verringern.“
Steinmeier rief zu einer gemeinsamen europäischen Lösung des Flüchtlingsproblems auf. „Im Gegeneinander werden wir die Lösungen nicht finden“, betonte er. „In Zusammenarbeit der Regierungen und Staaten untereinander wird manches leichter. Aber das Migrationsproblem wird auch nicht morgen von der Tagesordnung verschwinden.“