Neue Funktion per Update

Apples Airpods sind bald auch Hörgeräte

Aktualisiert am 21.10.2024 – 13:24 UhrLesedauer: 5 Min.

Mit der Hörhilfe-Funktion der Airpods Pro 2 soll man zum Beispiel wieder besser Unterhaltungen in lauten Räumen folgen können. (Quelle: Apple Inc./dpa-tmn/dpa-bilder)

Bei Hörgeräten denkt man an hautfarbene Dinger hinter Opas Ohr. Doch bald geht das auch in Weiß. Apple macht seine Airpods Pro 2 zur Hörhilfe.

Besser hören mit Kopfhörern? Apples Airpods Pro 2 können in wenigen Tagen auch als Hörgerät eingesetzt werden. Der iPhone-Konzern stößt damit in einen Markt mit etablierten Playern vor, wo besseres Hören mit spezialisierter Technik gerne mal einen mittleren vierstelligen Betrag kostet – oder mehr. Und Apples Hardware-Chef John Ternus setzt die Planke hoch an: „Wir denken, dass es die beste Hörhilfe auf dem Markt sein wird.“ Die Amerikaner meinen es ernst: Ohrstöpsel statt klassischem Hörgerät.

Der Audiometrie-Test zur individuellen Einstellung auf das eigene Hörvermögen kann mit den Airpods und einem iPhone absolviert werden. Die Hörhilfe wird dann automatisch so konfiguriert, dass sie Töne in den Frequenzen verstärkt, in denen Defizite festgestellt werden.

Eine Einschränkung gibt es trotzdem: Die Funktion ist für geringe bis mittlere Schwerhörigkeit gedacht. Beispiele: Bei geringgradiger Schwerhörigkeit kann man etwa das Ticken einer Uhr oder Blätterrauschen nicht mehr hören, bei mittelgradiger können die Grundgeräusche in Wohngebieten nicht mehr wahrgenommen werden.

Bei stärkeren Einschränkungen muss man weiterhin auf klassische Hörgeräte und die Fachkenntnisse von Hörgeräte-Akustikern zurückgreifen. Die Apple-Hörhilfe ist also nicht für jeden Fall von Schwerhörigkeit die schnelle Lösung.

Mit der Hörgerät-Funktion glaubt Apple, einen bisher drastisch unterversorgten Markt ausgemacht zu haben. „Rund um die Welt gibt es mehr als eine Milliarde Menschen mit geringer und mittlerer Schwerhörigkeit“, sagt Sumbul Desai, die Apples Gesundheitsprogramme leitet. Und mehr noch: Drei Viertel derer, bei denen Hörverlust diagnostiziert wird, so sagt sie, bekämen nicht die nötige Hilfe.

„Hörverlust ist so schleichend, dass viele Menschen gar nicht erkennen, dass sie davon betroffen sind“, sagte jüngst US-Hörfachmann Andy Sabin der „New York Times“. Ein weiteres Problem sehen Experten darin, dass einige den Schritt zu klassischen Hörgeräten scheuten.

Mit unauffälligen handelsüblichen Ohrhörern entfällt diese Hürde. In den USA wurden rezeptfreie Hörgeräte nach jahrelanger Vorbereitung erst 2022 zugelassen, was letztlich auch der Airpods-Funktion die Tür öffnete. In Deutschland gibt es den Markt schon etwas länger.

Und wie stellt man nun ein, dass die Ohrstöpsel für Musik und Podcasts nun auch noch ungehörte Dinge wieder hörbar machen? Der Hörtest dauert weniger als fünf Minuten und wird am besten in einer leisen Umgebung durchgeführt. Die Funktion prüft das vor Beginn – und unterbricht den Test auch zwischendurch kurz, wenn es ringsum zu laut werden sollte.

Zunächst muss man drei Fragen beantworten: Ob man bereits 18 ist, aktuell eine Erkältung oder Allergie hat und ob man in den vergangenen 24 Stunden in einer lauten Umgebung wie einem Konzert oder auf einer Baustelle war.

Die Airpods spielen dann – erst im linken Ohr, dann im rechten – Serien aus jeweils drei Tönen in verschiedenen Frequenzen ab, beginnend mit 1000 Hz. Wenn man die Töne hört, soll man das per Tippen auf den iPhone-Bildschirm bestätigen.

Die Töne werden zunächst nach und nach leiser, sie sind erst kaum noch zu hören – und dann gar nicht mehr. Danach wechselt die Software zwischen verschiedenen Frequenzen, die Lautstärke ist dabei oft nahe an der Schwelle des Hörbaren für die Nutzer.

Ähnlich wie bei traditionellen Audiometrie-Tests beim Arzt wird das Ergebnis in der Abweichung von dem gängigen Standard-Hörwert angegeben. Eine Abweichung von bis zu 25 Dezibel gilt dabei als normales Hörvermögen. Das erfordert kein Eingreifen der Airpods zur Verstärkung der Töne. Bei einem Verlust von 26 bis 40 Dezibel ist es ein geringer Hörverlust – und bei 41 bis 60 Dezibel ein mittlerer.

Die entsprechenden Werte werden als Testergebnis auf dem iPhone angezeigt. Trifft man keine eigenen Einstellungen, fangen die Airpods automatisch an, die Frequenzen, die das Ohr im Test nicht wahrnehmen konnte, zu verstärken. In einer Studie mit rund 200 Teilnehmern wurden die Ergebnisse des iPhone-Tests mit traditionellen Audiometrie-Untersuchungen abgeglichen – die Übereinstimmung lag bei 86,4 Prozent.

Ähnlich wie bei klassischen Hörhilfen verweist Apple darauf, dass es einige Wochen dauern kann, bis man sich daran gewöhnt. Hörbar ist die Verstärkung an sich schnell. In lauten Umgebungen wie Restaurants konnten die Airpods Pro bereits helfen, die Stimme eines Gesprächspartners hervorzuheben.

Share.
Exit mobile version