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Fans des Rappers Pashanim besuchen in Scharen einen Hauseingang in Kreuzberg, weil dieser Schauplatz eines berühmten Musikvideos war. Der Rapper bittet seine Fans um Mäßigung. Ein Besuch vor Ort.

In einer unscheinbar wirkenden Nebenstraße in der Nähe des Mehringdamms liegt er. Der Hauseingang, der für viele Jugendliche heute so etwas ist wie für ihre Großeltern der Zebrastreifen über die Abbey Road.

Okay, etwas hochgegriffen, Beatles-Level hat der Hype um den Kreuzberger Rapper Pashanim nicht ganz. Für seine Fans ist dieser Hauseingang aber so ikonisch, dass täglich etliche hierherpilgern. Hier hat Pashanim, oft nur kurz Pasha genannt, das Video zu „Hauseingang“ gedreht, einem seiner ersten großen Hits, veröffentlicht 2019.

„Ich zähl‘ kleine Scheine in mei’m Hauseingang / Sie sagt: Ruf‘ mich an, wenn du rauskomm‘ kannst“, rappt Pashanim. Seine Freunde und er hängen mit Campingstuhl am Hauseingang mit der Nummer 11 ab, auf einem Plastiktisch stehen Teegläser und „Erikli“-Wasserflaschen, wie man sie in jedem Berliner Späti bekommt.

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Ausschnitt aus dem Video zu „Hauseingang“ von Pashanim (M.): Der Song ist mittlerweile sechs Jahre alt. (Quelle: Screenshot YouTube/Rap Universe)

Can David Bayram, wie Pashanim eigentlich heißt, ist 24 Jahre alt und einer der erfolgreichsten Rapper des Landes. Seine Tante ist Canan Bayram, die bis vor Kurzem für die Grünen im Bundestag saß. Außerhalb seiner Konzerte tritt Pashanim fast nie öffentlich auf und gibt kaum Interviews.

Im Internet ist leicht herauszufinden, wo sich der Pashanim-Hauseingang befindet. Nur ein paar Meter entfernt ist ein weiterer ikonischer Ort für seine Fans: der Hinterhof, in dem das Video zu „Airwaves“ gedreht wurde, einem weiteren Superhit. Der Gebäudekomplex wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und hat aufwendig verzierte Fassaden, dazwischen Grünflächen. Wer hier wohnt, tut das schon lange oder hat viel Geld.

Der Andrang ist mittlerweile so groß, dass einige Anwohner sehr darunter leiden. Am Donnerstag veröffentlichte Pashanim auf Instagram eine Nachricht, die ihm ein Anwohner geschickt hatte. „Hallo Pasha“, schreibt dieser, „wir brauchen deine Hilfe“. Bis spät in die Nacht würden sich „aufgekratzte Kids“ vor dem Hauseingang fotografieren. Der Hof werde täglich „besprüht und verunstaltet“. Eine Familie ziehe sogar aus, weil die Kinder nicht mehr schlafen könnten.

Pashanim bei einem Konzert (Archivbild): Er appelliert an seine Fans, sich zu benehmen. (Quelle: Florian Wieser/APA/Picture Alliance/picturedesk.com)

Und Pasha will helfen. „An alle meine Leute“, schreibt er auf Instagram, „guckt euch den Ort an, wenn ihr möchtet, aber hört auf mit diese an die Wand malen und laut sein (sic).“ Die Leute dort hätten seit drei, vier Jahren „kein normales Leben mehr“. Ob das etwas an der Situation ändert, ist fraglich.

Ein Besuch vor Ort am Freitagvormittag: Eine Anwohnerin von der anderen Seite des Hofes weiß sofort, worum es geht. Den Rapper kenne sie gar nicht, sagt die ältere Dame. Aber die Fans sehe sie ständig. „Einigen ist es unangenehm, wenn man sie darauf anspricht. Die sagen dann, dass sie eine Freundin besuchen wollen“, sagt sie und lacht. Groß stören würden die jungen Pilger sie aber nicht. „Jede Generation hat eben jemand anders, für den sie schwärmt“, sagt sie. Außerdem wohne sie ja nicht direkt im betroffenen Haus.

Ein Tourguide führt eine kleine Gruppe älterer Touristen durch den Hof und erzählt etwas zur Architektur. Am vielleicht berühmtesten Hauseingang Deutschlands läuft die Gruppe aber vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Jede Generation hat eben jemand anders, für den sie schwärmt.

Der Pasha-Hauseingang ist über und über von seinen Jüngern bekritzelt worden. Da stehen Liebesbekundungen, Zitate aus Songs, Namen von Fans und Postleitzahlen, mutmaßlich die der Heimatorte angereister Fans. 59494 Soest. 72202 Nagold. Eine Abschlussklasse aus Singen hat sich auch verewigt. Immer wieder würden die Wände neu gestrichen, sagt die Anwohnerin, das sei aber zwecklos.

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