Französische 10-Jahres-Anleihen zählten einst zu den sichersten Anlagen Europas und waren etwas teurer bewertet als ihre spanischen Pendants.
Zum ersten Mal seit der Finanzkrise von 2008 lagen die französischen Renditen am Mittwoch für kurze Zeit leicht über den spanischen, und zwar bei 2,97 Prozent, wie aus Daten der LSEG hervorgeht.
Spanische Anleihen gelten traditionell als risikoreichere Anlage als französische.
Die steigenden Aufschläge für französische Staatsanleihen, die bereits höher sind als die portugiesischen, sind ein Anzeichen für das schwindende Vertrauen der Anleger. Europas zweitgrößte Volkswirtschaft steht unter Druck, einen Haushalt vorzulegen und langfristige Lösungen zur Behebung ihrer steigenden Schulden zu finden.
Die neue Regierung von Premierminister Michel Barnier kämpft inmitten politischer Turbulenzen darum, ein klaffendes Loch im Haushalt zu schließen, da das öffentliche Defizit in diesem Jahr voraussichtlich 6 Prozent des BIP übersteigen wird. Dies ist ein Niveau, das seit 1945 nicht mehr erreicht wurde, abgesehen von der Finanzkrise von 2008 und Covid im Jahr 2020.
Die Zweifel der Anleger daran, dass Frankreich in der Lage sein wird, den von der EU vorgegebenen Haushalt vorzulegen, werden noch verstärkt. Die französische Regierung hat bei der Europäischen Kommission um mehr Zeit gebeten, um ihren Plan zur Einhaltung der EU-Haushaltsvorschriften vorzulegen.
Im Jahr 2023 hat Frankreich bereits Mühe, seine Finanzen unter Kontrolle zu halten und weist ein hohes Defizit von 5,5 Prozent des BIP auf. Die Europäische Union fordert, dass dieses Defizit bis 2027 auf drei Prozent gesenkt wird.
Premierminister Barnier wird dem Parlament am 1. Oktober den Haushaltsplan der Regierung vorlegen.
In Spanien gibt es inzwischen vielversprechende Anzeichen für ein wachsendes Vertrauen der Anleger. Die spanische Notenbank hat ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr kürzlich um 0,5 Prozent auf 2,8 Prozent angehoben. Die Staatsverschuldung des Landes ist zwar im Juli im Monatsvergleich gesunken, liegt aber immer noch bei 108 Prozent des BIP.
Die Renditen der Anleihen beider Länder notierten am Donnerstag niedriger, doch zur Mittagszeit lag die Prämie der französischen 10-jährigen Anleihe laut Bloomberg immer noch bei rund 2,96 Prozent, während sie für die spanische Anleihe bei 2,95 Prozent lag.