Vor dem Münchner Landgericht beginnt der Prozess wegen des Mordes an einem Obdachlosen. Der Angeklagte bestreitet den Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Knapp ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod eines Obdachlosen unter einer Brücke im Englischen Garten hat am Mittwochvormittag am Landgericht München I der Prozess gegen seinen mutmaßlichen Mörder begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten Ungar, der ebenfalls aus dem Obdachlosenmilieu stammt, Mord und Raub mit Todesfolge vor.
Kurz nach Prozessauftakt wies der Angeklagte jedoch die Anschuldigungen von sich und lies von seinem Anwalt in einer Erklärung verlesen: „Der Angeklagte bestreitet, das Opfer ermordet, ausgeraubt und angezündet zu haben“. Stattdessen brachte sein Verteidiger eine dritte Person ins Spiel. Sein Mandant sei an dem Tag, an dem der Mann unter der Brücke starb, mit diesem Dritten im Englischen Garten unterwegs gewesen.
Dieser, so heißt es in der Erklärung der Verteidigung, habe angegeben, jemand schulde ihm noch Geld und sich dann in Richtung der Brücke begeben. Dort sei der Angeklagte dann später auf ein Feuer aufmerksam geworden, habe den brennenden Toten gefunden und Passanten gebeten, die Polizei zu alarmieren.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, am 23. November 2023 den Obdachlosen gegen 18.30 Uhr mit einem hammerähnlichen Gegenstand mindestens zwölfmal auf den Kopf geschlagen und gewürgt haben, um dessen Handy, Werkzeuge und ein Gummiband stehlen zu können.
Laut Anklage kehrte er nach der Tötung des Mannes nach rund drei Stunden nochmal zurück und zündete die Leiche seines Opfers an, um seine Spuren zu vernichten. Dann fing der Angeklagte an, nach Hilfe zu schreien und machte Passanten auf den brennenden Körper aufmerksam, um sie in dem Glauben zu lassen, er hätte das Opfer so vorgefunden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Habgier vor, weshalb er wegen Mordes angeklagt ist. Das Landgericht hat 16 Verhandlungstage für den Prozess angesetzt, das Urteil könnte demnach am 19. Dezember fallen.