Es ging um die Vernichtung großer Flotten – mittels Nuklearwaffen. Auch die einst deutsche „USS Prinz Eugen“ wollten die Amerikaner so zerstören. Doch das Schiff erwies sich bei einem Test 1946 zunächst als widerstandsfähig.

„Gilda“ hieß die Atombombe, die ein amerikanischer Bomber am 1. Juli 1946 über dem Bikini-Atoll in der Südsee abwarf. Etwa 150 Meter über der Wasseroberfläche detonierte sie: Ein sengender Feuerball und eine gewaltige Druckwelle waren die Folge. Im Paradies herrschte das Inferno – und auch innerhalb einer dort ankernden Flotte von Kriegsschiffen.

An Bord weilten allerdings keine Matrosen, sondern eine Armee von Tieren: Schweine und Ziegen, Ratten und Mäuse etwa. Sie waren Versuchskaninchen für die US-Streitkräfte, die im Rahmen der „Operation Crossroads“ (zu Deutsch: Scheidewege) genannten Testreihe untersuchen wollten, welche Auswirkungen ein Atomschlag auf Schiffe, Ausrüstung und Lebewesen hat.

Wenn die nukleare Reaktion überhaupt etwas übrig lassen würde, das man untersuchen konnte: Denn die Erfahrung und das Wissen um die Auswirkungen derartiger Waffen der Massenvernichtung waren gering. Die amerikanischen Atombombenabwürfe am Ende des Zweiten Weltkriegs auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki hatten allerdings zum Schrecken der Menschheit demonstriert, welche Zerstörungskraft Nuklearwaffen innewohnt.

Um die 100 Kriegsschiffe hatte die United States Navy für die „Operation Crossroads“ schließlich nach Bikini geführt. Das mehr als 200 Meter lange japanische Schlachtschiff „Nagato“ befand sich darunter, ebenso der Flugzeugträger „USS Saratoga“. Aber auch ein amerikanisches Marineschiff, das „USS Prinz Eugen“ hieß. Warum aber benannten die Vereinigten Staaten von Amerika eines ihrer Schiffe nach einem habsburgischen Feldherrn, der sich lange vor ihrer Gründung 1697 im Großen Türkenkrieg Ruhm erworben hatte?

Kriegsschiff verlost

Die Antwort lautet: Sie taten es nicht. Vielmehr war der schwere Kreuzer „Prinz Eugen“ 1938 auf der Kieler Germaniawerft vom Stapel gelaufen, „Beutegut“ der USA aus dem Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland. Das Kriegsschiff, rund 212 Meter lang, knapp 22 Meter breit, hatte einst zusammen mit dem Schlachtschiff „Bismarck“ die britische Handelsschifffahrt auf dem Atlantik das Fürchten lehren sollen.

Doch die Royal Navy war überlegen: Beim europäischen Kriegsende im Mai 1945 war die „Prinz Eugen“ das letzte größere Kriegsschiff der Kriegsmarine überhaupt, wie es im Buch „Prinz Eugen. Die Geschichte des legendären deutschen Kreuzers“ des Experten Ingo Bauernfeind nachzulesen ist.

Weil unter den alliierten Siegermächten aber Uneinigkeit darüber herrschte, in wessen Eigentum die „Prinz Eugen“ übergehen sollte, wurde das Los bemüht. Hold war das Glück den Amerikanern, 1946 fuhr der Schwere Kreuzer als „USS Prinz Eugen“ dann seinem Schicksal entgegen: dem „Rendezvous mit einer Bombe“. So umschrieb es im selben Jahr mit „All Hands“ das Magazin der United States Navy.

Als sich am 1. Juli 1946 nach der Explosion von „Gilda“ die Wellen und die Gemüter aller Beteiligten beruhigt hatten, wurde der durch die Atombombe verursachte Schaden von Forschern und Offizieren begutachtet. Weil „Gildas“ Sprengkraft rund 23.000 Tonnen TNT-Äquivalent betrug, gingen die US-Militärs von einer weiträumigen Vernichtung aus. Die Schäden waren tatsächlich groß, aber nicht so verheerend wie erwartet: Nicht einmal ein halbes Dutzend Schiffe hatte die Nuklearwaffe „versenkt“.

Gefährliche Hinterlassenschaften

Die „USS Prinz Eugen“ hatte besonderes Glück. Der Bomber hatte „Gilda“ nicht präzise abwerfen können, das Hauptangriffsziel in Form des Schlachtschiffs „USS Nevada“ um mehr als einen halben Kilometer verfehlt. So befand sich die ehemals deutsche „Prinz Eugen“ relativ weit weg vom innersten Kreis der Zerstörung. Angesichts der ausgebliebenen Massenversenkung von Kriegsschiffen während des „Able“ genannten Kernwaffentests fand ein regelrechter Exodus der zu diesem Ereignis angereisten Reporter statt.

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