Die Zeit der Tupper-Partys ist vorbei, der Hersteller insolvent. Was kaum einer weiß: Einen handfesten Skandal gab es schon einmal in dem Unternehmen. Er besiegelte das Aus der Tupperkönigin.

Das Ende kam mit Donnergrollen und Krawall. 1.200 Gäste hatte Brownie Wise eingeladen, es sollte eine gigantische Party werden, ein unvergessliches Volksfest im hawaiianischen Stil.

Wise, die damals als unbestrittene Tupperkönigin galt und es als erste Frau auf das Cover der „BusinessWeek“ geschafft hatte, hatte es sich so schön ausgemalt. Doch dann machte ihr das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung. Ein mächtiges Gewitter zog in jenem Juli 1957 auf, die Menschen stürzten zu den Booten und wollten nur noch zurück aufs Festland.

Es kam zum Tumult, im aufgewühlten Wasser stießen Boote zusammen. Menschen wurden verletzt, 21 von ihnen landeten im Krankenhaus. Noch Jahre später mussten sich Gerichte mit den aus dem Fiasko resultierenden Streitigkeiten beschäftigen.

Brownie Wise: Sie machte Tupperware erst groß und wurde zur Ikone. (Quelle: Brownie Wise Papers/Archives Center/National Museum of American History/Smithsonian Institution)

Für Brownie Wise war es das endgültige Aus, ihre letzte große Tupper-Party. Die Frau, die Tupperware zu einem Erfolgsunternehmen gemacht hatte, musste gehen. Ihr Arbeitgeber, Earl Tupper, entließ sie.

Eine Lesart für die Trennung: Er konnte es ihr nie verzeihen, dass sie es war, die sein Unternehmen groß gemacht hatte. Sie wurde in der Öffentlichkeit als schillernde Ikone gefeiert und zum leibhaftigen Beweis, dass es eine Frau bis ganz nach oben schaffen kann. – während er eifersüchtig zu Hause saß. Still musste der als etwas dröge geltenden Mann das große Medieninteresse an der extravagant gekleideten und Cabrio fahrenden Frau beobachten. Als ihm das immer mehr zuwider wurde, nutzte er eiskalt die Chance und wurde Brownie Wise los.

Ende der 1940er-Jahre war sie noch die Rettung für Tupper gewesen. Damals stand der Geschäftsführer vor einem schwerwiegenden Problem. Er träumte schon lange davon, Millionär zu werden, aber niemand wollte seine Produkte kaufen. Es war ihm zwar gelungen, aus schwarzer, schmieriger Polyethylenschlacke leichte, unzerbrechliche Kunststoffbehälter herzustellen.

Aber so genial ihm diese luftdicht abschließbaren Vorratsdosen auch erschienen, sie verkauften sich in den Läden nur schleppend. Die Menschen empfanden diese neuartigen Plastikschüsseln als zu seltsam, um sich auf sie einzulassen.

Bis Wise auf den Plan trat, die zu dem Zeitpunkt ebenfalls ein Problem hatte. Sie hatte zwar ein unbestreitbares Talent, aber mindestens genauso großen Ärger mit missgünstigen Männern.

Schon als Kind hatte sie auf von ihrer Mutter organisierten Gewerkschaftskundgebungen das Wort ergriffen und war als begabte und mitreißende Rednerin aufgefallen. Als alleinerziehende Mutter machte sie sich nun dieses Talent für einen hübschen Nebenverdienst zunutze: Sie verkaufte äußerst erfolgreich Haushaltsgeräte einer Marke namens Stanley auf kleinen, von ihr ausgerichteten Partys. Dabei lernte sie: Kauflust ist ansteckend. In einer fröhlichen Runde sitzt das Portemonnaie viel lockerer.

Aber so gut sie auch war – der Chef der Haushaltswarenfirma verweigerte ihr den Aufstieg. Eine Führungsposition sei nichts für Frauen, befand er. Ärgerlich kehrte Wise der Firma den Rücken und schwor sich: Denen zeige ich es.

Tupperware: Die Traditionsfirma ist insolvent. (Quelle: Imago / Depositphotos)

Im September 2024 hat der seit Längerem angeschlagene US-Vorratsdosen-Hersteller Tupperware Gläubigerschutz nach US-Recht beantragt. Konzernchefin Laurie Goldman erklärte, die finanzielle Lage sei „in den letzten Jahren durch das herausfordernde makroökonomische Umfeld stark beeinträchtigt“ worden. Das 1946 gegründete Unternehmen musste in den vergangenen Jahren mit zunehmender Konkurrenz und steigenden Schulden ringen. Aus den Insolvenzunterlagen geht hervor, dass Tupperware Schulden zwischen einer und zehn Milliarden Dollar angehäuft hat – demgegenüber stehen Vermögenswerte von 500 Millionen bis einer Milliarde Dollar.

Und dann entdeckte Brownie Wise Tupperware für sich. Sie bemerkte, wie praktisch die Produkte waren, und sattelte von Besen auf die neuen Kunststoffbehälter um. Dabei hatte sie alle Kniffe drauf: Selbst wenn die Produkte verfügbar waren, setzte sie Interessentinnen auf Wartelisten, um die Güter als besonders wertvoll und begehrt erscheinen zu lassen. Sie begeisterte andere Frauen, es ihr gleichzutun und ebenfalls Tupper-Partys zu veranstalten. Und sie professionalisierte das Geschäft so weit, dass sie dafür eine eigene Firma gründete.

Es lief so gut, dass Earl Tupper bald auf sie aufmerksam wurde. Kein Händler verkaufte Tupperware besser als Brownie Wise. 1951 machte er sie zur Vizepräsidentin seines Unternehmens.

Brownie Wise auf dem Cover der „Business Week“: Sie schaffte es als erste Frau auf die Titelseite. (Quelle: Brownie Wise Papers/Archives Center/National Museum of American History/Smithsonian Institution)
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