Das ist das Problem

Tödliche Gefahr: Kann ich gepanschten Alkohol erkennen?

Nur wenige Schlucke gepanschten Alkohols können zu einer Vergiftung führen. Kann man ihn erkennen? Und welches Gegenmittel gibt es?

21.11.2024 – 16:08 Uhr|Lesedauer: 3 Min.

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Immer wieder vergiften sich Menschen durch den Konsum von illegal gebranntem Schnaps. Das Problem heißt Methanol. In geringerer Dosis macht es blind, zu viel Methanol wirkt tödlich (lesen Sie hier mehr dazu).

Schnaps wird in ein Glas gefüllt: Gepanschter Alkohol kann einen Menschen töten. (Quelle: IMAGO/Michael Bihlmayer)

Aber was ist Methanol eigentlich? Methanol ist wie Ethanol ein Alkohol – allerdings hochgradig giftig. Methanol kommt häufig in selbst gebrannten Schnäpsen vor, da schon kleine Fehler bei der Destillation aus dem normalen Alkohol (Ethanol) das gefährliche Methanol machen. Zudem wird Methanol häufig verwendet, um alkoholische Getränke zu strecken.

Der Grund: Die unter anderem als Kraftstoff verwendete chemische Verbindung ist viel billiger und das mit Methanol versetzte Produkt kann am Ende mit großer Gewinnspanne teuer verkauft werden. Zum Vergleich: Ein Liter reines Ethanol kostet ungefähr 12,50 Euro, während für dieselbe Menge Methanol gerade einmal 0,40 Euro bezahlt werden müssen.

Sogenannten Methanolschnaps kann man nicht erkennen. Selbst Fachleuten ist es unmöglich, Methanol am Aussehen, Geruch oder Geschmack eines Getränks zu identifizieren. Hinzu kommt: Wer gepanschten Schnaps getrunken hat, merkt davon zunächst nichts, da der Trinkalkohol zuerst fast vollständig die Wirkung des Methanols überdeckt.

Die Wirkung des Methanols und seiner Abbauprodukte auf das Nervensystem führt schnell zur Bewusstlosigkeit. Die Abbauprodukte von Methanol – Formaldehyd und Ameisensäure – schädigen in erster Linie das Nervensystem und das Gehirn irreversibel, wenn die Blutmethanolkonzentration längere Zeit sehr hoch bleibt.

Auch Blindheit durch eine Schädigung des Sehnervs ist typisch nach einer Methanolvergiftung. Herz, Kreislauf, Nieren und Leber bleiben zwar am Leben, aber ein Hirnschaden bleibt bestehen. Forschende nehmen an, dass der Konsum von 5 bis 10 Milliliter reinen Methanols zur Erblindung führt. Ab 20 bis 30 Milliliter kann das Trinken tödlich sein.

Um eine Methanolvergiftung zu entdecken, wird bei Verdacht auf eine Alkoholvergiftung zunächst der Atemalkohol gemessen. Dieser Test zeigt nur den Ethanolgehalt an. Zusätzlich wird der Blutalkoholspiegel bestimmt, um sowohl den Ethanol- als auch den Methanolgehalt des Blutes festzustellen.

Wie verläuft die Behandlung?

Die Behandlung einer Alkoholvergiftung erfolgt entweder durch kontrolliertes Ausschlafenlassen des Rausches oder durch maschinelle Entgiftung mittels Hämodialyse (ein Verfahren zur Filterung des Blutes). Diese Methode ist auch die einzige Möglichkeit, Methanol aus dem Blut zu entfernen.

Um die Entstehung noch giftigerer Abbauprodukte von Methanol zu verhindern, kann gezielt Ethanol – tatsächlich Trinkalkohol – verabreicht werden, wobei eine Blutkonzentration von 0,5 bis ein Promille eingestellt wird. Parallel dazu muss ein Methanolpatient unter Umständen intensivmedizinisch betreut werden.

Schon ab einer Blutkonzentration von 0,5 Promille kann Methanol tödlich sein; spätestens ab einem Promille tritt der Tod ein. Doch auch Ethanol ist giftig: Eine Blutkonzentration von drei Promille gilt als schwere Alkoholvergiftung, und fünf Promille können zum Tod führen. Jugendliche sind bereits mit einem Alkoholspiegel von zwei bis drei Promille gefährdet.

Auch in sauberem Schnaps kann etwas Methanol vorkommen: Schon bei der Gärung von Fruchtsäften entstehen gewisse Mengen davon und diese werden bei der Destillation noch konzentriert. Da Ethanol und Methanol ähnliche Siedepunkte haben, können sie nicht getrennt werden. Legal verkaufte Getränke werden jedoch stets auf ihren Methanolgehalt kontrolliert.

In Skandinavien und anderen Ländern, in denen die Preise für Spirituosen relativ hoch sind, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, auf private Schnapsbrenner zu stoßen. Wenn Ihnen jemand seine selbst hergestellten Spirituosen anbietet, sollten Sie immer ablehnen. So auch in einigen osteuropäischen Staaten wie der Ukraine, Russland, Tschechien und Moldawien.

In diesen Ländern ist der Alkoholkonsum hoch, was wiederum eine hohe Nachfrage nach Alkohol zur Folge hat. Viele Menschen in diesen Regionen haben nur begrenzte finanzielle Mittel und greifen daher oft zu billigem Alkohol, der auch auf dem Schwarzmarkt landet. Meiden Sie ihn unbedingt.

Doch auch an beliebten Urlaubszielen wie den griechischen Inseln oder in der Türkei wurden bereits Methanolvergiftungen gemeldet. In Laos, Indonesien und Pakistan hat gepanschter Alkohol ebenfalls Todesopfer gefordert und große Aufmerksamkeit erregt.

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