Kilometerlange Schlangen am Flughafen München zum Oktoberfest: Das ist eine Blamage und wirft ein verheerendes Licht auf die Organisationsfähigkeit des zweitgrößten deutschen Airports.

Der Münchner Flughafen, einst als „5-Sterne-Airport“ gefeiert, steht kurz davor, seinen guten Ruf zu verspielen. Die jüngsten Vorfälle mit kilometerlangen Schlangen während des Oktoberfests 2024 sind nur die Spitze des Eisbergs in einer Reihe von Problemen, die den Flughafen seit geraumer Zeit plagen. Der Airport steht an einem Kipppunkt. Tiefgreifende Veränderungen sind notwendig, um den Status als attraktives internationales Drehkreuz nicht komplett zu verlieren.

Ein akuter Personalmangel zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche des Flughafenbetriebs. Besonders gravierend sind die Auswirkungen bei der Gepäckabfertigung und beim Bodenpersonal. Reisende berichten in Online-Bewertungsportalen von stundenlangen Wartezeiten auf ihr Gepäck oder gar von Flügen, die ohne das Gepäck der Passagiere starten mussten. Diese Zustände sind für einen internationalen Flughafen dieser Größenordnung schlichtweg inakzeptabel.

Erinnert sei auch an den Ärger mit den Klimaklebern, die den Flughafen stundenlang lahmlegten, wie in diesem Frühjahr geschehen. Dann der unglaubliche Vorfall eines Reisenden, dem es gelungen war, zweimal ohne Ticket an Bord einer Maschine zu gelangen. Dazu immer wieder Streiks.

Die Situation hat mittlerweile ein solches Ausmaß erreicht, dass selbst Lufthansa-Chef Carsten Spohr, dessen Unternehmen eng mit dem Flughafen München kooperiert, deutliche Worte findet. Seine jüngste Bezeichnung Münchens als „schlechtester Flughafen Deutschlands“ ist ein Alarmsignal, das die Verantwortlichen nicht ignorieren können. Diese Aussage wiegt umso schwerer, als München lange Zeit als Vorzeigeflughafen galt und sogar als Alternative zum oft kritisierten Frankfurt diskutiert wurde.

Ausgerechnet jetzt produziert der Airport weitere Negativschlagzeilen. Besonders ärgerlich ist, dass der erhöhte Passagierandrang zum Oktoberfest, zusammen mit dem Feiertag am 3. Oktober, keineswegs überraschend kam. Die Wiesn ist ein jährlich wiederkehrendes Ereignis, dessen Termine lange im Voraus feststehen. Dennoch schien der Flughafen völlig unvorbereitet auf die zusätzlichen 10.000 Fluggäste, die an diesem Tag erwartet wurden.

Die Erklärungsversuche des Flughafensprechers wirken angesichts des Ausmaßes des Chaos geradezu lächerlich. Eine Baustelle, die die Kapazität um acht Prozent reduziert, kann unmöglich allein für derartige Zustände verantwortlich sein. Hier offenbart sich ein grundlegendes Managementversagen.

Die anhaltenden Probleme schaden nicht nur dem Ruf des Flughafens, sondern gefährden auch die Attraktivität Münchens als Wirtschaftsstandort und Tourismusmetropole. Internationale Unternehmen und Reisende erwarten von einem Flughafen dieser Kategorie Effizienz und Zuverlässigkeit. Wenn diese Erwartungen wiederholt enttäuscht werden, hat dies langfristige negative Auswirkungen auf die gesamte Region.

Die Flughafenleitung muss umgehend einen umfassenden Plan vorlegen, wie sie den Personalmangel beheben und die Abfertigungsprozesse optimieren will. Ein moderner Flughafen muss in der Lage sein, auch Spitzenbelastungen effizient zu bewältigen. Dazu gehören nicht nur ausreichende personelle Ressourcen, sondern auch intelligente Systeme zur Steuerung von Passagierströmen.

Das nächste Oktoberfest kommt bestimmt – und mit ihm hoffentlich ein Flughafen, der seiner Aufgabe gewachsen ist.

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