„Die haben etwas gegen Muslime“

Rangelei auf AfD-Parteitag: Gründung neuer rechter Partei

t-online, Michael Klarmann


03.12.2024 – 15:15 UhrLesedauer: 3 Min.

Ferhat Sentürk in einem Gespräch: Nach Rauswurf aus dem Hotel, tritt er aus der Partei aus. (Quelle: Michael Klarmann)

Nach einem Handgemenge auf einem AfD-Parteitag tritt Ferhat Sentürk aus der Partei aus und gründet eine neue rechtskonservative Partei in Aachen.

Ferhat Sentürk ist keine unumstrittene Person. Auf seinem TikTok-Kanal mit etwas mehr als 23.000 Followern nennt er sich „Rechtspopulist“. In blauem Anzug und mit Mikrofon in der Hand hat er in der Vergangenheit immer wieder das Wort für die AfD in Aachen ergriffen. Zeitweise gehörte er sogar dem Vorstand des AfD-Stadtverbands als Beisitzer an. Doch der Politiker aus Eschweiler war der Parteiführung schon länger ein Dorn im Auge. Jetzt ist der Streit eskaliert.

Auf der Sitzung des AfD-Kreisverbandes in einem Hotel am Europaplatz wurden am Sonntag sowohl Delegierte für kommende Parteitage als auch die Direktkandidaten für die Aachener Wahlbezirke zur vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 gewählt. Auf dieser Sitzung war auch Sentürk anwesend – aber lediglich als Gast, wie ein Sprecher des AfD-Kreisverbandes auf Nachfrage von t-online mitteilt. Und er war kein besonders willkommener Gast: Denn gegen den Eschweiler lief zu diesem Zeitpunkt noch ein Parteiausschlussverfahren, weil er gegen die „Grundsätze der AfD“ verstoße, heißt es in einer früheren Pressemitteilung der Partei.

Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Veranstaltung der Antrag gestellt, Ferhat Sentürk von der Veranstaltung auszuschließen. Da dieser sich das nach eigenen Angaben „nicht gefallen lassen wollte“, musste der ehemalige AfD-Politiker mithilfe von Securitymitarbeitern von der Veranstaltung entfernt werden. „Wir waren schon fast bei der Tür, aber da haben sie mich mit ihren Blicken und Gesten provoziert“, sagt Sentürk.

Deswegen habe er Widerstand geleistet und sich von den festen Griffen der Security-Mitarbeiter befreit. Dann sei es zum Handgemenge und zur Rangelei gekommen, etwa zehn Leute seien involviert gewesen. Darunter laut Ferhat seine eigenen „Unterstützer“, die Security-Mitarbeiter, die Polizei sowie andere AfD-Mitglieder. Verletzt worden sei bei der Rangelei aber niemand. Ferhat Sentürk selbst ordnet den Vorfall als „Eskalationsstufe drei von zehn“ ein. Die AfD Aachen bestätigt t-online diesen Vorfall. Die Polizei Aachen teilt mit, es habe an dem Tag keine Straf- oder Ordnungswidrigkeitenanzeige gegeben. Von einer Rangelei sei im Einsatzbericht auch nicht die Rede. Doch werde so etwas auch je nach subjektiver Wahrnehmung unterschiedlich definiert.

Nachdem Sentürk von der Veranstaltung entfernt worden war, hat dieser für sich die Entscheidung getroffen, nun selbst aus der Partei auszutreten. Am Montag hat er die „Alternative für Deutschland“ verlassen. Seine Begründung: „Diese Alternative ist keine Alternative mehr.“ Innerhalb der Partei herrsche in weiten Teilen eine „Diktatur“, die ihre eigenen Mitglieder diffamiere und als Feinde abstemple, sobald es Meinungsunterschiede gebe. Und für Sentürk gebe es zudem auch ein privates Problem mit der Partei: „Die haben etwas gegen Muslime.“ Das ist laut seiner Aussage auch der Grund, aus dem sich einige Parteimitglieder auf ihn eingeschossen hätten.

Ferhat Sentürk möchte aber auch weiterhin rechtskonservative Politik machen. Deswegen hätten er und etwa 50 Unterstützer (einige davon sind dafür bereits aus der AfD ausgetreten, andere würden es laut Sentürk noch tun) jetzt eine neue Partei gegründet: Die „Bürgerliche Allianz für Deutschland“ (BAD). Mehr dazu werde in Kürze bekannt gegeben, sagt er. Vorab: Diese Partei werde der AfD in nichts nachstehen. Sie werde weder rechter noch linker sein als die AfD in Aachen. Auch sie werde sich gegen Migration richten. Aber es werde keine Ressentiments gegen Anhänger des Islams oder anderer Religionen geben.

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