Vom Bordell zum Promi-Hotspot
Im „Cuneo“ speisten Promis, Seeleute und sogar ein Mörder
02.05.2025 – 02:13 UhrLesedauer: 2 Min.
Das älteste italienische Restaurant Hamburgs feiert ein besonderes Jubiläum. Was viele nicht wissen: Seine Geschichte begann in einem Bordell.
Das „Cuneo“ auf der Davidstraße 11 in Hamburg feiert sein 120-jähriges Bestehen. Die Geschichte begann um 1900, als Francesco und Maria Cuneo mit einer Wanderkapelle nach Hamburg kamen und am 2. Mai 1905 im ehemaligen Bordell „Zu den vier Löwen“ ihr Restaurant eröffneten, wie die „Mopo“ berichtet. Die vergilbte Schankkonzession existiert noch heute.
In den ersten Jahrzehnten zählten italienische Bauarbeiter, Seeleute und Prostituierte zu den Gästen. Nach schweren Zeiten – Giovanni Cuneo wanderte sogar in die USA aus, um Geld zu verdienen – wendete sich Ende der 1960er-Jahre das Blatt. Ein Redakteur der legendären „St. Pauli-Nachrichten“, Oscar Stammler, entdeckte das Lokal. Es wurde zum Treffpunkt für Journalisten und Künstler. Prominente wie Romy Schneider, Boris Becker und Robert De Niro kamen.
Franco Cuneo (82), der das Restaurant mehr als 50 Jahre führte, sagt: „Jeder Mensch ist gleich viel wert. Nur weil einer einen Film gedreht hat, ist er doch noch lange nicht mehr wert als eine Frau, die in der Herbertstraße anschafft, oder?“ Heute führt seine Tochter Franca (44) das Familienunternehmen in vierter Generation.
Besonders ist der über 100 Jahre alte Familientisch, der reserviert ist für „la famiglia“. Was kaum einer weiß: Hier ereignete sich einst ein Mord an einem chilenischen Seemann. Noch heute verbindet das „Cuneo“ Tradition und Moderne – ein Ort, wo prominente Gäste unauffällig neben Normalbürgern sitzen und jeder willkommen ist.
Am 22. Mai wird das Jubiläum mit einer großen Gala im St. Pauli-Theater gefeiert. Bei der Veranstaltung wird die Geschichte des Restaurants und der Italiener in Hamburg durch Filmausschnitte, Texte und Musik lebendig. Besonders die legendäre Musikbox mit ihren italienischen Songs wird eine wichtige Rolle spielen. Zahlreiche Künstler und Künstlerinnen, die zu den Stammgästen des „Cuneo“ gehören, werden auftreten und dem Traditionshaus ihre Reverenz erweisen.