Schon länger steht die rektale Tastuntersuchung beim Urologen in der Kritik. Nun soll sie nicht mehr standardmäßig durchgeführt werden.

Bei Männern ab 45 Jahren zahlt die gesetzliche Krankenkasse einmal im Jahr eine rektale Tastuntersuchung der Prostata. Vom Enddarm her tastet der Arzt die Prostata ab. Dadurch sollen Krebsvorstufen frühzeitig erkannt werden. Doch die Methode ist nicht besonders genau: Tatsächlich werden so nur etwa ein Drittel aller Prostatakarzinome entdeckt.

Auf einer Fachkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Urologie wurde nun besprochen, die Prostatakrebs-Leitlinien anzupassen. Künftig soll die Tastuntersuchung als Standardmethode wegfallen. Stattdessen soll bei Männern ab 45 Jahren standardmäßig der PSA-Wert im Blut ermittelt werden, um eine mögliche Krebserkrankung frühzeitig zu erkennen. Studien belegen, dass die Erkennungsrate von Prostatakrebs bei einem PSA-Test etwa viermal höher ausfällt als beim Abtasten.

Der neu festgelegte Grenzwert liegt bei 3 ng/ml (Nanogramm pro Milliliter). Liegt dieser Wert über dem Grenzwert, folgt eine Magnetresonanztomografie (MRT). Falls das MRT auffällige Befunde zeigt, wird eine Biopsie durchgeführt, um die Aggressivität des entdeckten Tumors zu bestimmen. Ist der PSA-Wert unauffällig (unter 1,5 ng/ml), reicht womöglich ein Abstand von fünf Jahren zum nächsten Vorsorgetermin.

Prof. Christian Gratzke, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg, begrüßt die aktuellen Empfehlungen für eine bessere und individuellere Diagnose von Patienten: „Für die Vorsorge spielt nun die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut und die Bildgebung eine wesentliche Rolle. Die Tastuntersuchung verliert zunehmend an Bedeutung“, sagt er laut Pressemitteilung.

Allerdings ist der PSA-Test noch keine Kassenleistung. Die Kosten liegen derzeit bei etwa 20 bis 35 Euro.

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