Reisebericht
Kuusamo im Winter: Abenteuer und Ruhe im verschneiten Finnland
Die Temperaturen sind tief, die Tage kurz. Und doch ist das touristische Angebot um die Stadt Kuusamo in der kalten Jahreszeit groß. Ein Reisebericht.
Aktualisiert am 02.12.2024 – 13:43 Uhr|Lesedauer: 5 Min.
Kuusamo – eine Stadt im Nordosten Finnlands: Shamaani, Kiela, Joiku, Kaapo und Elmeri sind startklar. Das Fünfergespann bellt laut um die Wette, die Schlittenhunde wollen nur eines: rennen. Und dann geht es los: Der Motorschlitten ganz vorn in der Kolonne setzt sich in Bewegung, die Leinen der Hunde werden gelöst. Und dann gibt es kein Halten mehr.
Die Hunde folgen der Spur, aber auch ohne sie würden sie den Weg durch die tief verschneite Landschaft unweit von Ruka im Nordosten Finnlands kennen. Und als das Fünfergespann mit seiner Vorhut wieder in Lammin Tupa einläuft, sind die Hunde deutlich ruhiger als noch zu Beginn der Fahrt durch die Kälte.
Bei den Rentieren auf Juha Kujalas Farm in Kuusamo ist nicht zu erkennen, wie sehr sie sich bei der Fahrt mit dem hölzernen Schlitten durch den Wald verausgaben. Zutraulich jedenfalls sind die etwa kuhhohen Tiere, wenn sie gleichmäßigen Schrittes auf ihren besonderen Pfoten durch den Wald spazieren – die nämlich breiteten sich bei tiefem Schnee aus, sodass die Tiere nicht versinken, sagt Juha.
Juha führt die Farm in der fünften Generation, doch nicht nur das Hüten der Tiere und der Verkauf des Fleisches und der Felle sichern sein Einkommen. Zusammen mit seiner Frau Jenni hat er ein Erlebnis- und Infozentrum aus dem Anwesen gemacht. Morgens früh dürfen Besucher der Fütterung der Tiere beiwohnen, die sehr genau das Geräusch des Motorschlittens kennen, dessen Fahrer ihnen ihr Futter bringt.
Danach verteilt Juha Flechten an die Besucher, die die Rentiere ihnen aus der Hand fressen. Ein Leckerbissen sei das für die Tiere, vor allem im Winter, wenn die Gewächse in der vereisten Natur nicht zu finden sind. Und dann geht es hinauf auf den Schlitten und nach der Tour in eine hölzerne Hütte zum Aufwärmen.
Sich von einem Schlitten ziehen zu lassen oder die motorisierte Version davon selbst durch die dichten Wälder zu fahren, ist allerdings nicht die einzige Art der Fortbewegung in diesem Landstrich, der etwa 60 Kilometer südlich des Polarkreises liegt und politisch nicht zu Lappland, sondern der Region Nordösterbotten gehört. Für Besucher aber fühlt es sich ähnlich an. Es ist kalt, dunkel. Und ein Aufenthalt oft ziemlich entspannt.
Dauerhaft umgesiedelt ist Mikko Santasalo aus der Hauptstadt Helsinki. Er kannte die Region von vielen Besuchen mit seiner Familie, hauptsächlich im Winter ins Skigebiet Ruka – ein Berg, viele Flutlichter, 19 Pistenkilometer und Lifte, die bis 23 Uhr abends fahren.
„Wir gehen nach draußen, egal, wie kalt oder dunkel es ist“, sagt Mikko. Und im tiefsten Winter ist es lange dunkel, bis zu 20 Stunden am Tag. Zum Frühjahr hin wird es besser, und Ende März geht der Umschwung zu den langen, hellen Nächten schnell. Trotzdem bleibt noch genug Zeit und Dunkelheit, um bei klarem Wetter Nordlichter am Nachthimmel zu erhaschen – die sich auf diesem Trip auch zeigen.
Neben den Abfahrtskilometern ist in der Gegend deutlich mehr Platz für die wohl nordischste aller Sportarten: das Langlaufen. Bis zu 500 Kilometer Loipen sind gespurt, auch in den fünf Nationalparks Hossa, Syöte, Riisitunturi, Salla und Oulanka. Ende März findet in Letzterem ein Skirennen statt – für alle die, die sich mit anderen im klassischen Stil messen wollen. Wer das nicht will, sieht das Rennen als Exkursion und steigt ohne Eile in die Loipe – finnisch tiefenentspannt.