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Leben vom Ersparten, von Zinsen und Dividenden? Das ist für viele ein kaum erfüllbarer Traum. Wie Sie es zumindest teilweise schaffen.

Wäre es nicht wunderbar, wenn Sie nicht mehr arbeiten müssten? Sie könnten zwar, wenn Sie Ihren Job lieben, so wie ich. Aber Sie müssten eben nicht, weil Sie von Ihrem Vermögen leben könnten. Oder noch besser von dem, was es an Zinsen und Dividenden regelmäßig abwirft.

Den Traum vom passiven Einkommen träumen viele. Nur leider wird er in den wenigsten Fällen Wirklichkeit. Obwohl? Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel, und in diesem Fall gibt es sogar 900.000 davon. Etwa 900.000 Erwachsene in diesem Land – Rentner und Pensionäre ausgenommen – leben nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes sehr wohl primär von ihrem Vermögen.

Herzlichen Glückwunsch, sollten Sie zu diesen Menschen gehören. Wahrscheinlich tun Sie es aber genauso wenig wie ich und wie so viele andere Menschen. Aber man wird ja noch träumen dürfen. Die Realität – um nicht zu schreiben: das böse Erwachen – sieht aber eben anders aus.

Und seien wir mal ehrlich: Um vom eigenen Vermögen oder noch besser von dem, was es an Zinsen und Dividenden regelmäßig abwirft, leben zu können, brauchte es zunächst einmal ein Vermögen. Ein Vermögen, das Sie investieren können, das dann auch wirklich nennenswerte Erträge abwirft. Wohl dem, der geerbt hat. Wohl dem, der ein Unternehmen gegründet und vielleicht später teuer verkauft hat.

(Quelle: Michel Passin)

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

Denn dieses Vermögen müsste schon recht üppig sein. Selbst ein paar Hunderttausend Euro bringen uns kaum weiter, wenn wir von Zinsen und Dividenden leben, das Vermögen aber nicht aufzehren möchten. Supersichere zehnjährige Bundesanleihen notieren aktuell bei nicht mal 2,3 Prozent Rendite pro Jahr. Ähnlich sichere Unternehmensanleihen bieten mehr, aber die Bäume wachsen auch nicht in den Himmel.

Die durchschnittliche Dividendenrendite im Dax liegt bei etwa drei Prozent, was dem Durchschnitt der vergangenen Jahre entspricht. Selbst wenn Sie eine Million hätten, würden Sie von dem, was Ihr Geld abwirft, kaum leben können. Denn 30.000 Euro sind natürlich eine feine Summe, aber pro Monat eben nur 2.500 Euro. Abgeltungssteuer, Soli und vor allem die Inflation sind nicht berücksichtigt. Es würde schon eng werden. Und wer hat schon eine Million?

Apropos: Wie viel Vermögen lässt sich über die Jahre eigentlich aufbauen? Die Million wird schwer, leider. Aber ein nennenswertes Vermögen kann es schon werden. Je früher Sie anfangen, desto besser, desto geringer die Summen, die Sie investieren müssten. Aber auch die Million ist nicht unerreichbar, wenn Sie breit gestreut, am besten via Fonds und ETFs, in Aktien investieren. Die bringen langfristig eine Rendite von durchschnittlich sechs bis acht Prozent pro Jahr. Wer sein Ziel in 20 Jahren erreichen will, müsste bei einer Rendite von acht Prozent monatlich 1.745 Euro sparen.

Das ist eine üppige Summe. Bei einem Anlagezeitraum von 30 Jahren sind es aber schon „nur“ noch 705 Euro pro Monat. Und wer 40 Jahre lang Zeit hat, der muss lediglich 308 Euro investieren. Wer sehr früh anfängt, hat diesen Anlagehorizont – und hoffentlich auch den langen Atem und die Nerven.

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Wenn Sie von Ihrem Vermögen leben wollen, können Sie es natürlich auch schrittweise „verfrühstücken“, also immer wieder Fonds- und ETF-Anteile verkaufen. Das Problem: Irgendwann ist das Depot leer. Selbst ein stattliches Vermögen von 500.000 Euro ist recht schnell aufgebraucht. Wenn Sie „nur“ 2.000 oder 2.500 Euro zum Leben benötigen, was dann kein tatsächlich luxuriöses Leben sein dürfte, würde das Geld gerade mal knapp 21 oder 14 Jahre reichen – Abgeltungssteuer, Inflation und weitere Kursgewinne an den Märkten wieder nicht berücksichtigt.

Das klingt alles eher ernüchternd, oder? Der Traum vom passiven Einkommen ist deshalb aber nicht ausgeträumt. Wir müssen ihn nur vielleicht ein wenig überdenken, anpassen oder: realistischer träumen. Das passive Einkommen kann doch auch ein „Extra“ für tolle Reisen oder andere kostspielige Hobbys sein. Oder Sie arbeiten etwas weniger, also in Teilzeit, weil das passive Einkommen den Verdienstausfall ausgleicht. Das ist ein realistischer Traum. Und das ist auch mein Traum!

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