Seit Freitag werden in London die Pfeile geworfen. Kommentator und Experte Adrian Geiler schätzt die Chancen der deutschen Teilnehmer im „Ally Pally“ ein.
Seit dem 15. Dezember heißt es in London wieder „Game on“. Die besten Athletinnen und Athleten der Welt an der runden Scheibe duellieren sich bei der Darts-WM.
Mit Gabriel Clemens, Martin Schindler, Florian Hempel, Dragutin Horvat und WM-Neuling Ricardo Pietreczko sind gleich fünf deutsche Teilnehmer vertreten – ein Novum in der deutschen Darts-Geschichte. Noch nie qualifizierten sich so viele deutsche Spieler für das Turnier im „Ally Pally“. „Wir haben mittlerweile richtig gute Spieler in Deutschland“, sagte Clemens im Interview bei Sport1: „Dass wir nun mit fünf Startern vertreten sind, zeigt die Qualität.“
Doch wie stehen die Chancen der deutschen Teilnehmer in diesem Jahr? Mit Clemens konnte vergangenes Jahr erstmals ein Deutscher das Halbfinale erreichen, sein Erfolg brach TV-Rekorde. Ob sich dieser Erfolg wiederholen lässt?
t-online hat bei Darts-Experte Adrian Geiler nachgefragt. Der Kommentator begleitet für Streamingsender DAZN etliche Turniere während der Darts-Saison und wird auch bei der Weltmeisterschaft im Einsatz sein. Er schätzt ein, wer aktuell noch mit seinem Spiel hadert, wer in Top-Form ist – und wer der Newcomer des Jahres werden könnte.
Geiler: Gaga hatte ein schwieriges Jahr. Viele hatten gehofft, dass es nach der WM mit Erfolgen weitergeht. Aber er hat über weite Strecken der Saison, insbesondere bei den Majors, glücklos agiert. Trotzdem: Seine Zahlen sind besser als letztes Jahr. Die „Players Championship Finals“, die WM-Generalprobe, waren enorm wichtig, der perfekte Befreiungsschlag für ihn. Denn in Minehead, wo die Finals ausgetragen wurden, hat er seine größte Schwäche in den Griff bekommen hat: die Doppel. So ist voll mit ihm zu rechnen.
Martin „The Wall“ Schindler
Geiler: Martin stabilisiert sich gerade auf hohem Niveau. Man darf nicht vergessen: 2021 hat er die Tourkarte verloren und musste in der Q-School „nachsitzen“. In den letzten zwei Jahren kamen Stück für Stück neue „Firsts“, also erstmalige Erlebnisse, dazu. Dieses Jahr: Sein erstes EuropeanTour-Halbfinale, die ersten Viertelfinals bei den UK Open und der World Grand Prix. Das sind tolle Erfolge. Zuletzt ist ergebnistechnisch ein wenig der Wurm drin. Aber sein Floor, das Grundniveau, macht Hoffnung.
Ricardo „Pikachu“ Pietreczko
Geiler: „Pikachu“ ist der Shootingstar der Deutschen, er könnte sogar Newcomer des Jahres werden! Sein EuropeanTour-Titel war magisch. Der Zehndarter im Decider des Halbfinales gegen den besten EuropeanTour-Spieler der Historie, Michael Van Gerwen, war wahrscheinlich das beste Leg, das je ein Deutscher auf einer Bühne gespielt hat. Im Finale gegen Peter Wright hat er jeden Wurf auf das Doppelfeld getroffen, das war einzigartig.
Diese Leistungen hat er danach größtenteils bestätigen können, auch wenn der Grand Slam of Darts zum Vergessen war. Die verspätete Anreise, eine Krankheit im Vorfeld und dann das Publikum gegen sich im Spiel gegen Wunderkind Beau Greaves. Das wird im „Ally Pally“ gegen Mikuru Suzuki auch so sein. Ich bin gespannt auf seine Reaktion, wenn es wieder Pfiffe geben wird. Bisher gab es das zweimal: In Budapest, als er den Startplatz beim World Grand Prix verloren hat. Und beim Grand Slam.