Mit dem Begriff „Wechseljahre“ verbinden die meisten vor allem körperliche Beschwerden. Doch die Lebensmitte der Frau birgt auch Chancen. Je entspannter reife Frauen ihrem Körper gegenüber eingestellt sind, desto leichter fällt es ihnen, die positiven Seiten der Hormonumstellung zu entdecken.
Das Wichtigste im Überblick
Wechseljahre bringen Hormon-Chaos
Die Wechseljahre beschreiben die Lebensphase der Frau ab Beginn der Hormonumstellung, über die letzte Monatsblutung (Menopause) bis hin zum vollständigen Erliegen der Hormonproduktion. Die Zeitspanne beträgt im Schnitt vier bis zehn Jahre. „Die Wechseljahre sind die Folge der abnehmenden Eizellzahl und der schlechter werdenden Eizellqualität. Dadurch verändert sich die Hormonsituation erheblich. Das spüren die Frauen auf unterschiedliche Art und Weise“, sagt Dr. Anneliese Schwenkhagen, Frauenärztin mit dem Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie und Expertin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG).
Die neue Hormonsituation ist nicht zwangsläufig mit Beschwerden verbunden. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verteilt sich das Erleben von Wechseljahresbeschwerden statistisch relativ gleichmäßig: Etwa jede dritte Frau fühle sich während der Wechseljahre nicht anders als zuvor. Ein weiteres Drittel aller Frauen erlebe in dieser Zeit Phasen mit lästigen, aber nicht sehr starken Beschwerden. Von wirklich belastenden Begleiterscheinungen berichtet ebenfalls ein Drittel.
Beschwerden lassen sich lindern
Frauen, die unter belastenden Wechseljahresbeschwerden leiden, müssen diese nicht aushalten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Probleme wie Hitzewallungen und Schlafprobleme zu lindern. In einem Gespräch mit dem Gynäkologen können sich Frauen über die verschiedenen Methoden informieren. „Pflanzliche Präparate, beispielsweise mit Traubensilberkerzenextrakt, können Frauen bei leichteren Wechseljahresbeschwerden helfen. Bei stärkeren Symptomen ist die Gabe von Sexualhormonen am wirkungsvollsten. Welche Behandlung wann wirksam ist, ist abhängig von der Stärke der Beschwerden und der Lebenssituation der Frau“, sagt Schwenkhagen.
Der Arztbesuch bei Beschwerden ist übrigens auch deshalb ratsam, weil es durchaus sein kann, dass die Beschwerden eine andere Ursache haben als die hormonelle Umstellung.
Endlich keine Periode mehr
Mit zunehmendem Alter funktioniert die Eireifung der Frau immer seltener reibungslos. Die Zyklen werden unregelmäßiger. Findet schließlich kein Eisprung mehr statt, weil der Eizellvorrat erschöpft ist, fällt die Östrogenproduktion endgültig ab und die Gebärmutterschleimhaut bildet keine neue Schleimhaut mehr. Die Periode bleibt aus. Der Zeitpunkt der letzten Regelblutung liegt im Schnitt bei 51 bis 52 Jahren.
Viele Frauen sind erleichtert, wenn ihnen typische Regelbeschwerden wie Krämpfe, starke Blutungen, Wassereinlagerungen, Blähungen, Rückenschmerzen und Heißhungerattacken erspart bleiben. Auch das Wechseln der Hygieneprodukte fällt weg – was vor allem mit Blick auf Urlaube und Reisen von reifen Frauen als positiv empfunden wird. Bei Frauen mit einer Endometriose, einer häufigen Unterleibserkrankung bei Frauen, kann sich die Lebensqualität sogar erheblich verbessern. Eine Migräne kann nach den Wechseljahren aufgrund der neuen Hormonsituation verschwinden. Und auch das Hautbild wird bei Frauen, welche immer wieder unter unreiner Haut und Pickeln gelitten haben, häufig besser.
Keine Verhütung und mehr Freude am Sex
Auch um das Thema Verhütung müssen sich Frauen nach den Wechseljahren nicht mehr kümmern. Für viele ist das eine enorme Entlastung. Und nicht selten ein Grund, warum reife Frauen eine entspanntere Einstellung zum Thema Sex bekommen. Mit der neuen Entspanntheit entwickelt sich bei vielen Frauen auch die Lust, die Sexualität intensiver auszuleben. Bei manchen erwacht gar die Neugier auf neue sexuelle Praktiken.
Um den Partner auch mit ausgefallenen Wünschen erreichen zu können, hilft laut Paartherapeut Eric Hegmann nur eines: Austausch. „Es ist tatsächlich so – nur Paare, die sich über ihre sexuellen Wünsche und Fantasien austauschen, können diese auch gemeinsam ausleben“, sagt Hegmann. „Sie müssen miteinander über Sex reden! Studien haben gezeigt: Paare, die über Sex sprechen, haben mehr Sex.“ Laut dem Sexualtherapeuten ist der Austausch immer besser, als den Partner zu „überraschen“ und möglicherweise zu überrumpeln – vor allem bei ausgefalleneren Spielarten. Der Partner muss die Möglichkeit haben, Grenzen zu kommunizieren oder abzulehnen.