Der schwedische Singer-Songwriter José González spielt in Berlin sein Debütalbum „Veneer“ in voller Länge. Das Album feierte in den 2000ern große Erfolge.
Vor 20 Jahren war die Welt ruhiger. Den Anschein macht es zumindest aus heutiger Sicht. Auch musikalisch war es die Zeit, in der Sänger mit entschleunigten Folk-Songs die Welt bereicherten. Singer-Songwriter José González war einer von ihnen. Auf seinem Debüt „Veneer“ benötigte der Schwede 2003 lediglich eine Akustikgitarre, ein kurzes Trompetensolo und reduzierte Percussion, um gute 30 Minuten hauchzarten Zauber zu erzeugen. Diese Einfachheit überzeugt die Menschen bis heute. Im Theater des Westens in Berlin spielt er das Album am Donnerstagabend zum 20. Jubiläum in voller Länge. Und versetzt so die Fans in dem ausverkauften Saal in diese Zeit zurück.
„Veneer“ verkaufte sich weltweit über eine Million Mal. González verdankte es in den 2000er-Jahren auch Serien wie „O.C., California“ oder „Scrubs“, ein breites Publikum zu finden. Rührende Szenen wurden in Shows oft mit sanften Liedern des Musikers unterlegt. Seither ist der Musiker weltweit live unterwegs. Mal mit Band, doch häufig auch solo. So wie an diesem Abend.
Auf der Bühne sitzt González auf einem Stuhl, um ihn herum verschiedene Gitarren. Im Hintergrund prangt das Albumcover seines Erstlings. Der Musiker gibt sich zu Beginn der Show wortkarg. „Veneer“ handele von Beziehungen, innerer Zerrissenheit, erklärt er kurz. Und davon, sich als jemand auszugeben, der man eigentlich nicht ist. Nachdem er zwei B-Seiten der Platte spielt, fängt er das offizielle Album mit dem Song „Deadweight On Velveteen“ an. Der reduzierte Sound wird durch die wunderbare Stimme des Sängers ins Erhabene katapultiert. Glasklar ist sie, wie auf dem Album, und doch nicht zu aufdrängend.
Nach Debüt folgen zahlreiche Coversongs
Derweil ist lediglich ein Lichtkegel auf González gerichtet. Eingehüllt in blauem Licht ist nur eine Silhouette des Schweden erkennbar. Sein Auftreten auf der Bühne erinnert in Phasen an Bob Dylan und wirkt – auch wegen der fehlenden Kommunikation – ein wenig distanziert. Doch das ist es nicht: González ist ein besonnener Mensch, bedankt sich nach jedem Song und das Publikum wiederum dankt es ihm mit der nötigen Ruhe.
Es fühlt sich an, als wolle er die Lieder von „Veneer“ – für die alle hier sind – ohne Fehler über die Bühne bringen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass das Album fast komplett ohne Akkorde auskommt und sich González weitestgehend auf das kompliziertere Saitenzupfen beschränkt. Das funktioniert weitestgehend. Bei seinem wohl bekanntesten Song „Crosses“ allerdings verspielt er sich zu Beginn und muss neu ansetzen. Das Lied „Lovestain“ vergisst er gar komplett und spielt es erst in der Zugabe, nachdem ihm ein Fan darauf aufmerksam macht.
Als er fast das gesamte Album gespielt hat, spricht er wieder zum Publikum. Gute zwanzig Minuten sind da erst vergangen. „Die Platte ist wirklich sehr kurz. Was haben mein Manager und ich uns dabei nur bei dieser Tour gedacht?“, scherzt er und sorgt für Lacher im Publikum. Ab hier lockert González merklich auf. Er spielt danach eigene, neuere Songs, deutlich akkordlastiger, und präsentiert seine Versionen von bekannten Songs. Darunter etwa „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division, „Teardrop“ von Massive Attack, „Kathy’s Song“ von Simon & Garfunkel sowie „Line Of Fire“ seiner Band Junip. „Ich mache es wie viele junge Musiker und Bands, die wenig Songs haben“, sagt er vor den Coverversionen.
Nach einer Stunde und zwanzig Minuten ist die Show vorbei. Weiter geht es für den Schweden in drei Wochen in Australien, ehe es Ende April für weitere Shows an die US-Westküste geht. Auch dort will er seine Fans mit der „Veneer“-Tour für kurze Zeit in die Vergangenheit zurückversetzen.