Im Jahr 1988 gab Noriaki Kasai sein Weltcup-Debüt. Aufgehört hat er mit dem Skispringen bis heute nicht. Und ist am Wochenende in Sapporo wieder im Einsatz.
Noriaki Kasai war nach seinem Sprung in die Geschichtsbücher ein gefragter Mann. Exakt 24 Journalisten löcherten den Skisprung-Oldie von allen Seiten mit Fragen, dabei hatte der Japaner „nur“ den 45. Platz in der Qualifikation für den Weltcup in Sapporo erzielt. Doch genau das reichte, um gleich mehrere Rekorde zu pulverisieren.
„Ich bin froh, dass ich es geschafft habe. Aber ich kann noch mehr“, sagte Kasai nach seinem Flug auf 106 Meter gewohnt selbstkritisch. Doch die Weite genügte, um am Samstag mit 51 Jahren den 570. Weltcup-Wettbewerb seiner Karriere zu bestreiten. Beide Zahlen sind Bestmarken, die in Zukunft wohl nur Kasai selbst noch einmal verbessern kann.
Ex-Bundestrainer ist gegen Kasai gesprungen
Die Skisprung-Welt kann da nur den Hut ziehen. „Es ist echt irre, was Noriaki leistet“, sagte Ex-Bundestrainer Werner Schuster am Freitag am Eurosport-Mikrofon und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Ich musste wirklich lachen. Ich bin ja selber noch gegen ihn gesprungen, und gerade erst ist er gegen meinen Sohn im Continental Cup gesprungen. Er springt generationenübergreifend.“
Kasai war im Vorjahr in Sapporo als 51. und 55. der Qualifikation zweimal knapp gescheitert, nun zeigte er sich in besserer Form und nimmt erstmals seit Februar 2020 an einem Weltcup-Wettbewerb teilt. Im einzigen Trainingsdurchgang hatte er mit 125,0 m sogar den 23. Rang belegt. „Ich glaube, er war nervöser als bei seinem Weltcup-Debüt“, sagte Schuster. Jenes Debüt hatte Kasai im Dezember 1988 gegeben – noch im Parallelstil.
Debüt von Kasai noch im Parallelstil
36 Jahre später ist der „Flugsaurier“ noch immer dabei – und wie. „Ich habe jeden Tag so sehr an meiner Ausdauer, im mentalen Bereich und an meinem Gewicht gearbeitet“, sagt der Skiflug-Weltmeister von 1992, der in Sapporo wie so oft mit einem goldenen Helm antrat: „Endlich zahlt sich das wieder aus.“
In der Tat: Im Januar wurde er in Sapporo beim Continental Cup, der zweithöchsten internationalen Wettkampf-Kategorie, Neunter und schlug dabei etwa den deutschen Meister Martin Hamann. Die Belohnung war ein Platz in der nationalen Gruppe beim Weltcup in Sapporo – eine Chance, die Kasai nun nutzte.
Und wer weiß, vielleicht kann sich Kasai sogar dauerhaft im Weltcup festsetzen. Fünf Springer bildeten zuletzt das von Ryōyū Kobayashi angeführte japanische Team, zu dem auch Taku Takeuchi gehörte. Takeuchi belegte am Freitag in der Qualifikation nur den 52. Rang und ist am Samstag im ersten von zwei Wettkämpfen nicht dabei.
Sollte Kasai in Sapporo überzeugen, könnte er eine Woche später beim Skifliegen in Oberstdorf dabei sein. Auf der Heini-Klopfer-Schanze war er einmal Dritter geworden. Im Februar 2004 war das, vor genau 20 Jahren.