17 Beamte unter Verdacht
Polizeiskandal in Frankfurt – Großrazzia
Aktualisiert am 10.10.2025 – 11:10 UhrLesedauer: 3 Min.
Mehrere Beamte sollen bei Festnahmen Menschen „unberechtigt körperlichen Schaden zugefügt“ haben. Jetzt kamen Kollegen zur Großrazzia.
Mehr als 150 Beamte des hessischen Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Frankfurt sind am Freitagmorgen zu einer Razzia bei Kollegen vom Innenstadt-Polizeirevier in Frankfurt am Main ausgerückt. Sie durchsuchten unter anderem wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mehrere Dienststellen und Wohnungen.
Im Visier befinden sich insgesamt 17 Beamte. Durchsuchungsbeschlüsse für 4 Dienststellen und 21 Wohnanschriften wurden vollstreckt, wie Staatsanwaltschaft und LKA mitteilten.
Die Vorwürfe richten sich gegen fünf Polizistinnen und zwölf Polizisten im Alter zwischen 24 und 56 Jahren, die im Streifendienst und in der vorgesetzten Dienstgruppenleitung eingesetzt waren. Sie sollen mehreren Menschen „während oder nach deren Festnahme unberechtigt körperlichen Schaden zugefügt“ haben.
Die Gewalt scheint auf dem ersten Polizeirevier in Frankfurt am Main System gehabt zu haben. Offenbar schlugen die Beamten ohne Bedenken zu, auch wenn Kameras mitliefen. „Von einigen der Tathandlungen existieren Aufzeichnungen von polizeieigenen Videosystemen wie Videoüberwachung im Polizeirevier, Bodycams und öffentlichen Videoschutzanlagen“, teilte das LKA mit.
Insgesamt gliedern sich die erhobenen Vorwürfe in 15 Tatzusammenhänge, darunter 6 Komplexe mit 22 Tatvorwürfen gegen 17 Polizeibedienstete wegen des Vorwurfs der Körperverletzung im Amt. Außerdem 4 Komplexe mit 11 Tatvorwürfen gegen 10 Polizeibedienstete wegen des Vorwurfs der Strafvereitelung im Amt sowie 5 Komplexe mit 14 Tatvorwürfen gegen 11 Polizeibedienstete wegen des Vorwurfs der Verfolgung Unschuldiger.
Von Februar bis Ende April 2025 sollen den Beschuldigten insgesamt sechs männliche Personen zum Opfer gefallen sein. Gegen fünf der Geschädigten sollen Beamte Ermittlungsverfahren eröffnet haben, um nachträglich das eigene Vorgehen und die Gewaltanwendung zu rechtfertigen. Die Beamten sollen behauptet haben, die Festgenommenen hätten sie angegriffen beziehungsweise Widerstand geleistet.
Bei den Verdächtigen wurden den Angaben zufolge Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt. Diese würden nun ausgewertet. Bislang lägen keine Hinweise auf ein extremistisches Motiv vor.
Die erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Irene Mihalic, hat nach der Razzia eine schnelle und konsequente Aufklärung der Vorwürfe von Polizeigewalt gefordert.
„Es ist gut, dass die Frankfurter Polizei und die Staatsanwaltschaft die Vorgänge auf dem 1. Frankfurter Polizeirevier mit aller Klarheit und konsequent aufklären wollen“, sagte Mihalic t-online. Die Grünen-Politikerin betonte jedoch: „Auffallend ist, dass es sich um dasselbe Revier handelt, welches wegen des Skandals zum sogenannten NSU 2.0 in die Schlagzeilen geraten ist.“
„Die Polizei als Träger des staatlichen Gewaltmonopols muss stets über jeden Zweifel erhaben sein“, betonte Mihalic. Sie nehme zudem den hessischen Innenminister Roman Poseck (CDU) in die Pflicht: „Der hessische Innenminister Roman Poseck ist in der Pflicht dafür zu sorgen, dass jeder einzelner seiner Beschäftigten mit beiden Beinen fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht und klar ersichtlich dem Rechtsstaat dient und diesen nicht mit Füßen tritt“.
Das erste Polizeirevier in Frankfurt war vor einigen Jahren schon einmal in die Schlagzeilen geraten. Nach rechtsextremen Drohschreiben mit der Unterschrift „NSU 2.0“ an zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens liefen zwischenzeitlich Ermittlungen in dem Komplex gegen einen Polizisten und eine Polizistin des Reviers, sie wurden aber Ende 2023 eingestellt.














