Das Luxuskaufhaus KaDeWe ist insolvent. Doch möglicherweise steht eine Übernahme kurz bevor. Interessiert ist wohl eine bekannte und sehr reiche Familie aus Thailand.
Auf gut 60.000 Quadratmetern findet man mitten in Berlin fast jeden Luxus, den das Herz begehrt. Das Kaufhaus des Westens, kurz KaDeWe, ist seit mehr als 100 Jahren nicht nur in Deutschland eine bekannte Adresse, sondern strahlt weit über die Bundesrepublik hinaus. Doch seit Montag ist bekannt: Das Handelsunternehmen KaDeWe Group ist insolvent. Zu der Gruppe gehören auch andere deutsche Luxusadressen wie das Oberpollinger in München und das Hamburger Alsterhaus.
Hintergrund der Insolvenz ist die Krise der Signa Holding. Die vom österreichischen ehemaligen Milliardär René Benko gegründete Immobiliengesellschaft hält 49,9 Prozent der Anteile an der KaDeWe Group. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wie geht es nun mit der Luxuskaufhausgruppe weiter? Das ist noch nicht abschließend geklärt. Möglicherweise bringt sich derzeit der zweite Eigner für eine Übernahme größerer Anteile an der KaDeWe Group in Stellung.
Eine der zehn reichsten Familien Asiens
Die verbliebenen 50,1 Prozent an der KaDeWe Group hält die Central Group der thailändischen Familie Chirathivat. Dabei handelt es sich um einen Mischkonzern, der vor allem Einkaufszentren und Warenhäuser, aber auch Hotels, Gaststätten und Einzelhandelsketten betreibt. Laut eigenen Angaben hat die Central Group mehr als 80.000 Mitarbeiter. Die Unternehmensspitze aber liegt ganz in der Hand des verzweigten Clans Chirathivat.
Das Magazin „Forbes“ zählt die Chirathivats zu den vier reichsten Familien Thailands. In ganz Asien rangieren sie demnach sogar unter den ersten zehn. Das Magazin beziffert das Vermögen der Familie im Jahr 2023 auf rund 12,4 Milliarden US-Dollar.
Familie baute eigenen Wohnkomplex im Herzen Bangkoks
Der unternehmerische Erfolg des Clans geht auf Tiang Chirathivat zurück, den Großvater des heutigen Central-Group-Geschäftsführers Tos Chirathivat. Großvater Tiang kam als chinesischer Einwanderer nach Thailand und eröffnete in der Hauptstadt Bangkok Anfang der 1950er-Jahre einen Laden. Damit legte er den Grundstein der heutigen Central Group, die er zusammen mit seinem Sohn Samrit gründete.
Samrit Chirathivat eröffnete 1956 das erste Warenkaufhaus des Unternehmens in Bangkok. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die alleinige Führung der Central Group und setzte nicht nur die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fort, sondern stellte auch sicher, dass die Gruppe ein Familienkonzern blieb.
Heute soll die Familie insgesamt rund 200 Mitglieder umfassen. Allein Großvater Tiang Chirathivat hatte mit drei Frauen 26 Kinder gezeugt. Ein großer Teil des Clans lebt in einem eigens errichteten Wohnkomplex im Zentrum Bangkoks. Nicht alle sind derweil in der Central Group tätig. Zu den Chirathivats gehören auch in Thailand schillernde Namen wie der Schauspieler Pachara „Peach“ Chirathivat und der Rapper Patsarakorn „Pok“ Chirathivat.
Geschäftsführer Tos Chirathivat brachte die Firma nach Europa
Seit 2013 steht Tos Chirathivat, Enkel des Gründers Tiang, an der Spitze der Central Group. Zuvor war er Geschäftsführer der Einzelhandlungsentwicklungssparte der Gruppe. In dieser Position führte er das Unternehmen 2011 erstmals nach Europa: Damals übernahm die thailändische Central Group die in Mailand ansässige Warenhauskette La Rinascente.
Nun könnte ein weiterer – wenn auch durch die Signa-Pleite etwas erzwungener – Coup bevorstehen: die vollständige Übernahme der KaDeWe Group. Den Insolvenzantrag soll Tos Chirathivat derweil nicht erwartet haben, wie der „Spiegel“ berichtet. Dennoch habe es zuletzt offenbar bereits Pläne zur vollständigen Übernahme der KaDeWe Group gegeben.
Doch dann soll Signa plötzlich höhere Forderungen gestellt haben, worauf die Central Group anscheinend nicht einging. Nun sollen die Thailänder darauf spekulieren, dass nicht nur die KaDeWe Group Insolvenz anmeldet, sondern auch der Besitzer des Gebäudes – die KaDeWe-Immobiliengesellschaft. Denn zuletzt waren vor allem die hohen Mietpreise zu einer Belastung geworden. Mit einer kompletten Übernahme des Betreibers sowie des Besitzers der Immobilie hätte die Familie Chirathivat dieses Problem nicht mehr.