Deutsche Automobilindustrie
Chinesische Investoren wollen VW-Werke kaufen
16.01.2025 – 08:56 UhrLesedauer: 2 Min.
Volkswagen sucht Käufer für seine Werke in Osnabrück und Dresden – China zeigt Interesse. Ein möglicher Deal könnte den deutschen Automarkt grundlegend verändern.
Chinesische Investoren zeigen Interesse an deutschen Automobilwerken, die vor der Schließung stehen. Besonders im Fokus stehen die Volkswagen-Standorte in Osnabrück und Dresden. Volkswagen prüft derzeit alternative Nutzungsmöglichkeiten für diese Werke, die im Rahmen einer Kostensenkungsmaßnahme stillgelegt werden sollen. Ein Vertrauter der chinesischen Regierung sagte Reuters: „Durch den Kauf einer Fabrik könnte China seinen Einfluss in Deutschlands renommierter Automobilindustrie ausbauen, wo einige der ältesten und renommiertesten Automarken beheimatet sind.“
Chinesische Unternehmen haben sich bereits in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft etabliert – von Telekommunikation bis Robotik. Eine klassische Automobilproduktion chinesischer Hersteller auf deutschem Boden gibt es bislang jedoch nicht. Ein Werk in Deutschland würde es ermöglichen, EU-Zölle auf Elektrofahrzeuge zu umgehen, was europäischen Herstellern zusätzlichen Konkurrenzdruck bringen könnte.
Volkswagen plant, das Werk in Dresden, das derzeit den elektrischen ID.3 produziert, noch 2025 zu schließen. In Osnabrück soll die Produktion des T-Roc Cabrios bis 2027 auslaufen. Insgesamt sind 340 Beschäftigte in Dresden und 2.300 in Osnabrück betroffen.
Laut einer mit den Überlegungen des Konzerns vertrauten Person ist „VW bereit, das Werk in Osnabrück an einen chinesischen Käufer zu verkaufen“. Offiziell erklärte ein VW-Sprecher: „Wir setzen uns dafür ein, eine Weiterverwendung des Geländes zu finden. Ziel muss eine tragfähige Lösung sein, die die Interessen des Unternehmens und der Beschäftigten berücksichtigt.“ Zu Spekulationen über ein konkretes Angebot äußerte er sich nicht.
Während der Amtszeit von Angela Merkel hatten sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China durch Investitionen und Exporte deutscher Automobilhersteller intensiviert. Inzwischen haben sich die Beziehungen jedoch wieder abgekühlt. Die scheidende Bundesregierung strebte eine Reduzierung der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China an. Außenministerin Annalena Baerbock nannte Präsident Xi Jinping in ihrer Rolle als Teil der Regierung einen „Diktator“ und bezeichnete China als „systemischen Rivalen“.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte Reuters: „China hat eine Reihe von Öffnungsmaßnahmen eingeführt, um neue Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen zu schaffen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die deutsche Seite aufgeschlossen bleibt und ein faires, gerechtes und diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld für Investitionen chinesischer Unternehmen schafft.“
Viele chinesische Autohersteller suchen derzeit nach Standorten in Europa, um die von der EU verhängten Zölle zu umgehen. BYD plant eine Fabrik in Ungarn, Leapmotor arbeitet mit Stellantis in Polen zusammen, und Chery Auto wird in einem früheren Nissan-Werk in Spanien Elektrofahrzeuge herstellen. Berichten zufolge haben chinesische Investoren bereits verschiedene europäische Werke besichtigt, darunter das Ford-Werk in Saarlouis und das Audi-Werk von Volkswagen in Brüssel.
Volkswagen selbst macht keine Angaben zum Wert der betroffenen Standorte. Laut einem mit dem Autobauer vertrauten Banker könnten die Werke jeweils 100 bis 300 Millionen Euro einbringen. Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen und Mitglied des VW-Aufsichtsrats, lehnte eine Stellungnahme ab.