Gesuchter Serienmörder
Sky-Doku macht sich auf die Jagd nach Norman Franz
Aktualisiert am 18.12.2024 – 15:51 UhrLesedauer: 4 Min.
Seit 25 Jahren ist Norman Franz auf der Flucht: Die frühere Frau und der Sohn des berüchtigten Mörders leben noch heute in Dortmund. Am Donnerstag sprechen sie erstmals im TV.
Er gilt als skrupelloser Killer und einer der gefährlichsten Schwerverbrecher Deutschlands. Weltweit wird nach Norman Franz gefahndet. Aus zwei Gefängnissen ist der wegen Doppelmordes zu lebenslanger Haft verurteilte Kriminelle ausgebrochen. Und nun schon seit mehr als 25 Jahren scheint er wie vom Erdboden verschluckt.
Der spektakuläre Kriminalfall um den Mörder, seine brutalen Taten, seine Flucht und sein Untertauchen wird jetzt in der Dokumentation „Das Phantom – auf der Jagd nach Norman Franz“ aufgearbeitet. Die spannende True-Crime-Doku ist ab 19. Dezember auf Sky und im Streamingdienst Wow zu sehen.
Norman Franz wird wegen eines Doppelmordes in Dortmund 1996 rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt. Mit Komplizen hatte er auf einem Golfplatz eine Handgranate in ein Auto geworfen – der Tatort mit zwei Leichen war eine Szene des Grauens. Als er im Knast sitzt, heiratet ihn Sandra C.. Sie schmuggelt laut der Doku eine Säge hinein, verhilft ihm damit 1997 zu seinem Ausbruch aus der JVA Hagen. Franz sägt ein Gitter durch, entkommt mit einer selbstgebauten Leiter. Kaum in Freiheit, soll er im März und Juli 1997 in Weimar und Halle drei Geldboten erschossen haben. Drei Fälle von Raubmord – so die Vorwürfe.
Das Paar flieht zusammen durch halb Europa. In Portugal werden Franz und seine Frau gefasst. Sandra C. wird nach Deutschland ausgeliefert, zu einer Haftstrafe verurteilt. Franz gelingt hingegen in Lissabon im Sommer 1999 erneut ein Gefängnisausbruch. Er ist zu dem Zeitpunkt 28 Jahre alt – und seitdem trotz intensiver internationaler Suche unauffindbar.
Das Team von argon film, das die fast 100-minütige aufwendig recherchierte Doku im Auftrag von Sky Deutschland erstellt hat, holte Sandra C. – seit langem von Franz geschieden – und den erwachsenen Sohn Mike F. vor die Kamera. Er sagt, schon einen einzigen Menschen zu töten, sei ja ein schweres Verbrechen, aber: „Wer in der Lage ist, mehr Menschen hintereinander umzubringen, der muss ja irgendwie schon eine gewisse Kaltblütigkeit in sich tragen.“ Laut Film-Produktion hatten die drei nur kurz als Familie in Portugal zusammengelebt, der Sohn hatte seinen untergetauchten Vater nie richtig kennengelernt.
Die Rollen von Unterstützern, einer Anwältin oder eines früheren Mithäftlings werden beleuchtet. Auch zwei ehemalige Komplizen äußern sich. Hinweise und Erkenntnisse eines portugiesischen Journalisten seien „Gold wert“ gewesen, zitiert Sky Deutschland die Regisseurin Annika Blendl – bekannt auch als Schauspielerin in zahlreichen TV-Rollen. Und man horcht auf, als der portugiesische Journalist nun in der Doku betont, er habe einen Hinweis darauf, wo Norman Franz sich aktuell aufhalten könnte.
Zu sehen und zu hören: „Nie gezeigte, exklusive Bewegtbild- und Ton-Aufnahmen von Norman Volker Franz sowie umfangreiches Material aus dem Privatarchiv seiner Ex-Frau.“ Darunter seien auch persönliche Briefe und Fotos. Erstmals seien engste Vertraute zu „ehrlichen Statements“ vor die Kamera geholt worden, schildert Sky. So sagt seine Ex-Frau, sie würde wohl heute genauso handeln wie damals, denn: „Es war ja aus Liebe.“
Beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA) und in der Dortmunder Staatsanwaltschaft ist der Fall des Mehrfachmörders bestens bekannt. Die Fahndung nach Franz sei nach Jahrzehnten noch weiter aktuell, auch unter Einbindung ausländischer Behörden, sagt ein LKA-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Das LKA habe an der Film-Produktion mitgewirkt. „Die Recherchen des Filmteams führten durchaus zu neuen Hinweisen, die unmittelbar dem LKA zur Verfügung gestellt wurden. Auch diesen Hinweisen wurde und wird aktuell noch nachgegangen.“