FDP-Politiker Thomas Kemmerich
In Berlin wollen sie nichts mehr von ihm wissen
12.12.2024 – 15:16 UhrLesedauer: 2 Min.
Thomas Kemmerichs kurze Amtszeit als Ministerpräsident in Thüringen sorgte 2020 für ein politisches Beben. Politisch ist der FDP-Mann noch heute aktiv.
Am Nachmittag bezog bereits der Neue sein Büro: Nachdem CDU-Politiker Mario Voigt am Morgen zum neuen Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt wurde, übergab ihm der bisherige Regierungschef Bodo Ramelow die Staatskanzlei. „Lieber Herr Voigt, herzlich willkommen“, begrüßte Ramelow den 47-Jährigen, der zuvor im Landtag vereidigt worden war. Er sei froh darüber, dass Voigt mit einer demokratischen Mehrheit gewählt worden sei. „Es liegt schon ein Stapel auf dem Tisch“, bereitete er Voigt auf dessen Arbeit vor.
Der Linken-Politiker Ramelow wurde 2014 in das Amt gewählt. Allerdings war er in den vergangenen elf Jahren nicht durchgehend Regierungschef in Thüringen. Denn 2020 zog überraschend ein anderer Politiker in die Staatskanzlei ein – wenn auch nur kurzzeitig: der FDP-Politiker Thomas Kemmerich. Doch wie kam es zu diesem kurzen Gastspiel des FDP-Manns als Ministerpräsident, und was macht er heute?
Am 5. Februar 2020 wurde Kemmerich in einer knappen Abstimmung zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt. Er erhielt 45 Stimmen und besiegte damit knapp den amtierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow von der Linkspartei, der 44 Stimmen erhielt. Die Wahl löste bundesweit Empörung aus, da sie mit den Stimmen der AfD zustande kam.
Nach massiver Kritik und Protesten sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Politik trat Kemmerich bereits am 8. Februar 2020 zurück. Über die Personalie war zwischenzeitlich auch Parteichef Christian Lindner unter Druck geraten, der allerdings eine Vertrauensfrage im FDP-Vorstand überstand.
Heute ist Kemmerich noch immer in der Politik aktiv, allerdings nicht mehr im Landtag von Erfurt: Zwar war Kemmerich bei der Landtagswahl im vergangenen September erneut Spitzenkandidat der FDP. Die Liberalen verfehlten jedoch mit 1,1 Prozent der Stimmen den Einzug in den Landtag.
Kemmerich hatte in dem Wahlkampf mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen: Infolge seiner Kurzzeit-Wahl zum Ministerpräsidenten wurde ihm die Unterstützung der Bundes-FDP entzogen. Aus der Parteizentrale gab es im Wahlkampf kein Geld, Bundespolitiker wie Parteichef Lindner ließen sich in Thüringen ebenfalls nicht blicken.
Zuvor hatte sich Kemmerich trotz der widrigen Umstände noch kämpferisch gezeigt: „Thüringen braucht einen wie mich. Einen Unternehmer, der gerade die Sorgen der Wirtschaft gut versteht und der ihre Probleme angehen will“, sagte er t-online noch im August.
Den Einzug in den Landtag schaffte Kemmerich trotzdem nicht. Den Rückhalt seiner Landespartei hat er dagegen noch immer: Im Oktober wurde er trotz der Wahlniederlage erneut zum FDP-Landeschef in Thüringen gewählt.