Vor den britischen Inseln braut sich Unheil zusammen. Die Fachleute sprechen von einer Bombogenese, dank der in Deutschland die Temperaturen explodieren.
Es wird stürmisch am Wochenende. Auf den britischen Inseln stehen möglicherweise katastrophale Zustände bevor: Angekündigt sind massive Regenfälle, Überschwemmungen und in höheren Gebieten bis zu 40 Zentimeter Schnee. Britische Meteorologen erwarten Stromausfälle und warnen, dass ländliche Gebiete von der Außenwelt abgeschnitten werden könnten.
Der Grund: Ein Atlantiktief entwickelt sich innerhalb weniger Stunden zu einem sogenannten Bomben-Zyklon. Das gewaltige Orkantief wird auch das Wetter in Deutschland massiv durcheinanderwirbeln.
Diplom-Meteorologe Dominik-Jung erklärt t-online: Hinter dem Wort „Bomben-Zyklon“ steckt der meteorologische Fachbegriff Bombogenese. Er bedeutet: In einem Tief fällt der Luftdruck innerhalb von 24 Stunden um mindestens 24 Hektopascal. Praktisch explosionsartig wird so aus einem normalen Tief ein gefährliches Sturmmonster.
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Vor den britischen Inseln soll der Luftdruck den Vorhersagen zufolge sogar um bis zu 35 Hektopascal in die Tiefe rauschen. Die Folge sind laut Jung Orkanböen mit bis zu 150 km/h. „Das passiert jetzt in den nächsten Stunden“, sagt Jung.
Orkantief pumpt Warmluft von den Kanaren nach Deutschland
Spürbar wird Tief „Sigrid“ laut ihm auch in Deutschland, der Diplom-Meteorologe erwartet einzelne Sturmböen mit bis zu 100 km/h an den Küsten und mit bis zu 130 km/h in höheren Lagen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt zumindest auf dem Brocken ebenfalls vor Orkanböen.
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Gleichzeitig erwarten die Experten einen extremen Temperatursprung. Denn während das Orkanzentrum an den britischen Inseln liegt, pumpt die Vorderseite des Tiefs warme Luftmassen von den Kanaren über das spanische Festland, Portugal und Frankreich bis nach Deutschland.
Der Effekt laut Jung: „Zehn Grad plus X“, wobei das X in einigen Regionen beträchtlich ausfallen kann. Auch der DWD prognostiziert für Sonntag einen „satten Temperaturanstieg“. Elf bis 16 Grad sind demnach drin, im Westen und Südwesten Deutschlands soll das Thermometer sogar auf bis zu 19 Grad schießen.
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Und am Montag könnte laut DWD sogar die 20-Grad-Marke wackeln. Jung sieht die Chance dafür am ehesten an einigen Hängen der Mittelgebirge in Ostdeutschland gegeben. Auch der Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontor sieht das Ende der aktuellen frühwinterlichen Witterung gekommen.
Ist der Klimawandel schuld an der Bombogenese?
Es geht also im Eiltempo vom Schneechaos zum Frühlingsgefühl – was die Frage aufwirft, ob so etwas eigentlich noch normal ist. Eine differenzierte Antwort kommt von Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie. Der Experte für atmosphärische Dynamik erläutert, dass als Bomben-Zyklone bezeichnete Tiefdruckentwicklungen meistens vor der nordamerikanischen Ostküste entstehen, wo kanadische Kaltluft auf subtropische Luftmassen trifft.
Eine Bombogenese nahe Westeuropa sei seltener, führt Fink aus, aber auch nicht komplett ungewöhnlich. Ob der Klimawandel verantwortlich für eine mögliche Zunahme des Phänomens sei, lasse sich im Augenblick noch nicht klar sagen. Die winterlichen Orkantiefs würden durch starke Temperaturunterschiede in den unteren zehn Kilometern der Atmosphäre entstehen, sehr energiereiche warm-feuchte Luftmassen würden den Prozess begünstigen.
Doch während die warm-feuchte Luft durch den Klimawandel definitiv zunimmt, sei die Entwicklung der Temperaturunterschiede keine so eindeutige Sache: „In den nächsten Jahrzehnten werden die Temperaturkontraste in den unteren fünf bis sechs Kilometern über dem Nordatlantik ab-, darüber aber leicht zunehmen“, erklärt Fink. Die Klimamodelle würden bisher kein einheitliches Bild davon zeichnen, wie sich die abschwächenden und verstärkenden Effekte auf die Entstehung von Orkantiefs auswirken.