Wolfgang Joop hat Geburtstag
„Ich hätte nicht damit gerechnet, 80 zu werden“
16.11.2024 – 14:27 UhrLesedauer: 3 Min.
Deutsche Mode ist untrennbar mit Wolfgang Joop verknüpft. Am 18. November wird der erfolgreiche Designer 80 Jahre alt. Seine Kindheit verbrachte er zum Teil in Braunschweig.
Es ist ihm kaum anzusehen, doch es ist wirklich wahr: Wolfgang Joop feiert seinen 80. Geburtstag. „Ich bin nicht gern alt, aber wer will denn jung sterben“, sagte er einmal. Auch im höheren Alter scheint die Kreativität von Joop, einem der erfolgreichsten deutschen Modedesigner neben Karl Lagerfeld und Jil Sander, noch ungebrochen zu sein.
Im Gegenteil: Er ist weiterhin beruflich aktiv. „Ich stöhne nicht über Arbeit – ich bin lieber überbeschäftigt als unterbeschäftigt“, sagte er kürzlich der „Zeit“.
Das breite Lächeln und der sommerliche Teint, dazu immer eine Leichtigkeit in seinem eigenen Outfit – so kennt man den Designer. Geboren wurde Wolfgang Joop am 18. November 1944 auf einem Landgut in der Nähe von Potsdam, das seinen Großeltern gehörte. In der Stadt lebt er seit 1998 wieder.
Das Einzelkind Joop wuchs behütet auf dem Hof der Großeltern auf, die Familie war trotz der Nachkriegszeit gut versorgt. 1952, als Joop acht Jahre alt war, kehrte der Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Familie zog nach Braunschweig. Der kleine Wolfgang mochte die Stadt jedoch nicht – und weniger noch die übergroße Strenge des Vaters.
Nachdem er zunächst als Redakteur für eine Modezeitschrift gearbeitet hatte, gewann Joop 1970 mit seiner damaligen Frau Karin einen Wettbewerb der Modezeitschrift „Constanze“ – der Einstieg in die Welt der Designer. Seinen Durchbruch schaffte er 1978 mit einer ersten eigenen Pelzkollektion. „Prussian Designer“, einen preußischen Designer, nannte ihn die von seinem Stil angetane „New York Times“.
Der in den 60er und 70er Jahren unstet lebende Joop – in dieser Zeit kamen seine Töchter Jette und Florentine zur Welt – wurde in den 80er Jahren zum Schneider der Reichen aus Deutschland. Joop kostete das Leben in dieser Zeit aus, inklusive Drogenkonsum. Nach der Wendezeit zog es ihn aus Hamburg zurück zu den familiären Wurzeln in Potsdam. Und in Nachbarschaft zur Hauptstadt Berlin entwickelte Joop seinen Stil fort.
Das Geschäftliche lief bei Joop spätestens glänzend, seit er ab Mitte der 80er Jahre mit dem damaligen Lancaster-Chef Herbert Frommen sein Modelabel zu einer Weltmarke mit Lifestyleprodukten wie Uhren, Taschen und Parfums ausbaute. Parallel zum Wachstum verlor Joop allerdings die Freude – er habe sich seinen Produkten gegenüber immer fremder gefühlt, sagte er einmal. Joop verkaufte seine Anteile und zog sich 2001 ganz aus dem Unternehmen zurück, das seinen Namen trägt.
Der seit Jahren offen bisexuell lebende und mit Edwin Lemberg verpartnerte Joop wurde Kunstsammler, begann zu zeichnen, wurde Schauspieler und Schriftsteller und startete eine späte Laufbahn im Fernsehen. Heidi Klum holte ihn 2014 als Juror in ihre Castingshow „Germany’s Next Topmodel“.
Die Show hatte er vorher wegen Exhibitionismus abgelehnt – um dann Klum doch zuzusagen. „Ich bin – typisch Modeleute – leicht verführbar, das Maul aufzumachen“, sagte Joop der „taz“ über sich. Und das Pro7-„Topmodel“ ist für ihn „eine geilere Misswahl als früher – es geht um die Schicksten, die ein Land zu bieten hat“.
Aus der Show stieg Joop nach zwei Staffeln 2015 wieder aus, als Folge ist er aber bis heute auch bei jüngeren Menschen populär. Beruflich kümmerte er sich wieder verstärkt ums Modedesign. Er gründete etwa ein neues Label namens Looks und übernahm weitere Aufgaben. Der Luxushemdenanbieter van Laack präsentierte Joop etwa 2019 als seinen neuen Creative Director.
Wolfgang Joop äußert sich regelmäßig öffentlich – und erntet dafür nicht selten Kritik. So erklärte der Designer 2021 im Interview mit dem „Spiegel“, dass die Modewelt früher „so wunderbar frivol und frigide“ gewesen sei. „Alles war käuflich – die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer.“ Später entschuldigte er sich für diese Aussagen und betonte, sie seien „deplatziert“ gewesen. Er lehne Machtmissbrauch ab.
Auf seinen runden Geburtstag freut sich der Designer, wie er der „Zeit“ verriet. „Ich hätte nicht damit gerechnet, 80 zu werden.“ Angst habe er allerdings davor, dass das Alter zum alles bestimmenden „Alltagsthema“ werde, fügte er noch an. „Dieses Verletzbare, das Gefühl, da geschieht was mit mir, was ich nicht kontrollieren kann und was ich nicht kenne.“