Sowohl Olaf Scholz als auch Christian Lindner veranstalten einen eigenen Wirtschaftsgipfel. Die scheidende Grünen-Chefin Ricarda Lang findet das nicht gut – und macht sich darüber lustig.
Die scheidende Grünen-Chefin Ricarda Lang hat sich mit einem Foto ihres Friseurbesuchs über die Ampelkoalition lustig gemacht. Zu einem Selfie, das Lang am Donnerstagvormittag auf der Plattform X postete, schrieb sie: „Ich war gestern beim Friseur. Oder wie man in Teilen der Ampel sagt: ich habe einen Friseur-Gipfel veranstaltet.“
Scholz hatte den Prozess vor zwei Wochen in einer Regierungserklärung in die Spur gebracht und damit seine Koalitionspartner verärgert. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) legte als Reaktion ein Impulspapier vor, in dem er einen milliardenschweren Fonds für mehr Investitionen fordert, der mit Lindner und Scholz kaum zu machen ist. Lindners FDP-Fraktion stellte kurzerhand den Gegengipfel auf die Beine, zu dem auch Handwerk und Mittelstand eingeladen wurden.
Mittlerweile steht sogar fest: Das Gipfelduell zwischen Scholz und Lindner geht in eine neue Runde. Nur wenige Stunden nach der Ankündigung von Regierungssprecher Steffen Hebestreit, dass Lindner und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auch zum nächsten Industriegipfel im Kanzleramt nicht eingeladen sind, gab die FDP ein zweites eigenes Wirtschaftstreffen im erweiterten Kreis bekannt. Es soll schon am kommenden Montag stattfinden.
Es hätten sich viele Verbände und Unternehmen gemeldet, die gerne weitere Vorschläge besprechen wollten, sagte ein Fraktionssprecher der Deutschen Presse-Agentur zur Begründung. Damit gehen die Koalitionspartner bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise weiter ihre eigenen Wege, was zu Kritik aus der Wirtschaft, der Opposition und der eigenen Koalition führt.
Der Bewerber um den Grünen-Vorsitz, Felix Banaszak, sagte bei RTL und ntv. „Mein Gefühl ist, dass auch die Teilnehmer dieser Gipfel sich am Ende fragen: Was soll denn der Quatsch, warum machen die nicht einfach ihre Arbeit.“ SPD-Chefin Saskia Esken forderte Linder derweil auf, auf Scholz zuzugehen.
Und Ricarda Lang? Schaut dem Ganzen offenbar amüsiert-frustriert von der Seitenlinie zu. Bereits am Mittwoch schrieb sie auf X: „In Anbetracht von zehntausenden bedrohten Arbeitsplätzen bei Volkswagen und einer mehr als schwierigen wirtschaftlichen Lage ist das Spiel ‚immer ein Gipfel mehr als du‘ ziemlich unwürdig.“
Ende September hatte Lang gemeinsam mit dem Co-Vorsitzenden der Grünen Omid Nouripour ihren Rückzug von der Spitze der Ökopartei angekündigt. Auf dem Parteitag am 15. November sollen die Nachfolger bestimmt werden, bis dahin bleiben sie und Nouripour im Amt. Lang ist auf X sehr aktiv – und veröffentlicht oft Beiträge, in denen sie sich ironisch über die Opposition, die Koalitionspartner oder sich selbst äußert.
Erst vor Kurzem hatte sie zu einem Video von Jens Spahn (CDU), der sich auf dem Parteitag der Jungen Union über Flaschendeckel aufregt, geschrieben: „Das Lustige ist: ich finde diese Deckel auch komplett nervig. Aber ich hatte irgendwie noch nie das Bedürfnis meine eigene Alltags-Bräsigkeit zur politischen Schicksalsfrage dieses Landes zu erklären.“
Anfang September ging ein Foto von ihr viral, auf dem Lang alkoholfreies Bier trinkt. Auch dazu veröffentlichte die Politikerin einen ironischen Beitrag auf ihrer X-Seite.