KI als Wirtschaftsmotor
„Das größte Risiko besteht darin, nichts zu tun“
18.10.2024 – 12:19 UhrLesedauer: 3 Min.
Google hat mehr als 100 Experten zum KI-Gipfel „AI Connect“ versammelt. Im Fokus: die Chancen Künstlicher Intelligenz für Deutschlands Wirtschaft und Verwaltung.
Mehr als 100 Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten diese Woche beim KI-Gipfel „AI Connect“ in Berlin über die Potenziale Künstlicher Intelligenz (KI) für Deutschland. Auf dem Gipfel stellte Google drei neue Initiativen vor, die darauf abzielen, KI-Kompetenzen in Deutschland zu fördern und die Technologie breiter zugänglich zu machen.
Laut einer von Google beauftragten Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) könne der Einsatz generativer KI in Zukunft bis zu 330 Milliarden Euro zur deutschen Bruttowertschöpfung beitragen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass mindestens die Hälfte der Unternehmen die Technologie nutzt.
Um dieses Potenzial zu erschließen, sieht Google Handlungsbedarf vor allem in drei Bereichen: Infrastruktur, Bildung und den Zugang für kleine und mittlere Unternehmen. Der Konzern fordert gezielte Investitionen in Bereiche wie Cloud-Computing, Konnektivität und Rechenleistung. Zudem plädiert das Unternehmen für eine engere Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen, um den Wissenstransfer zu beschleunigen und marktfähige Produkte zu entwickeln.
Im Rahmen des Gipfels präsentierte Google drei neue Initiativen. Die „Zukunftswerkstatt“ bietet Weiterbildungsprogramme zu KI-Themen an, darunter ein kostenloses Basistraining für Einsteiger und fortgeschrittene Kurse für Entwickler. Bisher haben fast zwei Millionen Menschen an den Trainings teilgenommen.
Die IW-Studie zeige auch erhebliches Potenzial für den Einsatz von KI im öffentlichen Sektor. Demnach könnten 82 Prozent der Beschäftigten in der Verwaltung von generativer KI profitieren – deutlich mehr als in anderen Branchen. Die Wertschöpfung im öffentlichen Sektor könnte durch KI um 23,9 Milliarden Euro gesteigert werden.
Philipp Justus, Zentraleuropa-Chef bei Google, betont: „Für den öffentlichen Dienst ist generative KI nicht nur ein Werkzeug zur Automatisierung von Prozessen, sie ist auch der Schlüssel auf dem Weg zum digitalen Staat.“ Allerdings hinke der öffentliche Sektor bei der Umsetzung noch hinterher. Der Anteil der Mitarbeitenden, die KI im Alltag einsetzen, ist in der öffentlichen Verwaltung deutlich niedriger als in Unternehmen.
„Das größte Risiko besteht darin, nichts zu tun“, sagt auch Joëlle Barral, Senior Director bei Google DeepMind. Ihre beiden Kollegen Demis Hassabis und John Jumper haben für ihre KI-Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen erst kürzlich den Nobelpreis für Chemie gewonnen.
Trotz der vielversprechenden Potenziale gibt es noch viele Herausforderungen zu bewältigen. Nicht umsonst liegt Deutschland beim europäischen eGovernment-Index, der die digitale Transformation von Regierungen weltweit bewertet, nur auf Platz 20. Zudem droht bis 2030 ein Mangel von rund 840.000 Fachkräften im öffentlichen Sektor, darunter 140.000 IT-Fachkräfte.
Google sieht KI als Möglichkeit, diese Lücke teilweise zu schließen, indem Routineaufgaben automatisiert werden. Dies könnte Mitarbeiter entlasten und ihnen mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben geben.
Immerhin scheinen die Vorteile der Technologie auch immer mehr in der deutschen Wirtschaft anzukommen. So setzen sich laut einer aktuellen Bitkom-Studie mehr als die Hälfte der Unternehmen (57 Prozent) mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz auseinander – jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) nutzt sie bereits.
Umso wichtiger ist es laut Justus, dass die Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU stimmen: „Wir laufen Gefahr, Weltmeister in der KI-Regulierung zu werden“, sagte er im Vorfeld des Gipfels. Die vielen Prüfungen durch Digital Markets Act, AI Act und lokale Regulierungen führten zu Verzögerungen und stifteten mitunter Verwirrung.