Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Montag im Klassiker auf die Niederlande. Bundestrainer Nagelsmann überrascht mit einer Aufstellungs-Entscheidung.
Für Julian Nagelsmann war es nicht die große Überraschung, für die Anwesenden im Raum und außerhalb aber schon, als der Bundestrainer am Sonntagabend vor dem wichtigen Nations-League-Spiel gegen die Niederlande (ab 20.45 Uhr im ZDF und im Liveticker von t-online) einen Wechsel auf der Doppelsechs im Mittelfeld mitteilte: Statt Pascal Groß und Robert Andrich (wie gegen Bosnien) werden nämlich Aleksandar Pavlović und Angelo Stiller spielen – beide werden ihr Startelf-Debüt im DFB-Team geben.
Auf Nachfrage, warum er sich für die beiden entschieden hat, antwortete Nagelsmann – als könne er eine solche Nachfrage gar nicht nachvollziehen – dann auch nur kurz und knapp: „Weil sie gut sind.“ Der Wechsel ist dennoch bemerkenswert, weil es für beide die maximale Feuertaufe gegen ein Schwergewicht wie die Niederlande wird. Der 20-jährige Pavlović, der bisher drei Länderspiele absolvierte, war in seiner kurzen DFB-Karriere bisher nicht vom Glück verfolgt. Die Heim-EM im Sommer verpasste er mit einer Mandelentzündung. Und auch das Spiel gegen Bosnien letzten Freitag (2:1) konnte er wegen einer Knieprellung nur von außerhalb des Platzes verfolgen.
Und der drei Jahre ältere Stiller? Der kommt auf zwei Kurzeinsätze zuletzt gegen Ungarn (5:0) und Bosnien, insgesamt auf 31 Länderspielminuten. Auch für ihn wird es gewissermaßen ein Heimspiel, kommt er doch aus der Münchner Jugend. Was beide Spieler auszeichnet, ist die Tatsache, dass ihre Karrieren im letzten Jahr richtig an Fahrt aufgenommen haben. Beide sind in ihren Klubs gesetzt, Pavlović bei den Bayern, wo er sogar den 50-Millionen-Euro-Neuzugang João Palhinha hinter sich lässt. Und Stiller bei den Stuttgartern, mit denen er in dieser Saison auch noch Champions-League-Luft schnuppern kann.
Auch deswegen fiel es Julian Nagelsmann wohl schwer, in seiner Startelf-Entscheidung eine Überraschung zu sehen. „Wir haben noch zwei Jahre bis zur WM und können im Kader nicht nur auf 33-Jährige und 34-Jährige setzen“, schob Nagelsmann später noch nach. Abwehrchef und Vizekapitän Antonio Rüdiger saß bei der Abschluss-Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Niederlande neben Nagelsmann und zeigte sich als großer Fan der beiden jungen Spieler – aber vor allem von einem.
„Ich denke, die beiden haben eine große Zukunft vor sich“, sagte Rüdiger. „Den Pavlović kannte ich schon, habe schon mit ihm trainiert. Aber ich muss schon sagen, dass ich Fan von Angelo Stiller bin. Ich habe in der Champions League jetzt gegen ihn gespielt und mir hat vor allem seine Ruhe gefallen, seine Ruhe am Ball. Er war kaum nervös, hat eine große Zukunft vor sich. Wenn er fit bleibt, kann er alles erreichen.“ Solche Worte von einem etablierten Spieler wie Rüdiger, der mit Real Madrid und dem FC Chelsea schon die Champions League gewonnen hat, dürften für Stiller wie ein Ritterschlag klingen.
Julian Nagelsmann, der mit Torwart Oliver Baumann einen weiteren Neuling in die Startelf beordert, geht trotz allem ein Wagnis ein. Auf Pavlović und Stiller wartet eine sportliche Herausforderung. Mit einem Sieg zieht Deutschland schon ins Viertelfinale der Nations League ein, die Niederlande drohen die nächste Runde bei dann noch zwei ausstehenden Spielen zu verpassen. Und das wollen sie natürlich unbedingt verhindern.
Das 2:2 im Hinspiel vor einem Monat in Amsterdam sei schon sehr intensiv und spannend gewesen, erklärte Nagelsmann dann auch. Sollte der Schachzug mit dem Duo Pavlović und Stiller am Ende gelingen, kann sich der Bundestrainer doppelt feiern lassen: für den gelungenen Mittelfeld-Coup und einen weiteren Sieg in seiner einjährigen Vita als Trainer des DFB-Teams.