Am zweiten Wiesn-Wochenende kommen traditionell besonders viele Italiener in die Stadt. Warum nehmen sie die weite Reise auf sich?
Sie gehören zum Oktoberfest wie die Trachten und das Bier: die Italiener. Tausende von ihnen fahren am sogenannten Italiener-Wochenende, traditionell das zweite Wiesn-Wochenende, über den Brenner nach München.
Auch in diesem Jahr ist die Theresienwiese zwischen dem 27. und 29. September etwas italienischer: Aus einem Biergarten tönen „Sarà perchè ti amo“ und „Mamma Maria“ von der italienischen 60er-Jahre-Band Ricchi e Poveri, ein Dutzend junger Italiener schlägt seine Masskrüge zum Takt auf die verregneten Biertische. Immer wieder schallt ein „Ragazzi!“ durch die Menge.
Am Samstagvormittag strömen bereits zahlreiche Italiener aus Nord und Süd in Richtung Theresienwiese. Woran man sie erkennt? Statt Tracht tragen sie Winterjacken, statt Bayerisch sprechen sie Italienisch. „Seguiamo la folla“ (auf Deutsch: Folgen wir einfach der Masse“), hört man einen von ihnen sagen, während er die Treppen an der U-Bahnhaltestelle am Goetheplatz mit einem Dutzend Männer hinaufsteigt. Er stellt sich etwas später als Francesco vor. Er und seine Freunde sind nach München gereist, um gemeinsam einen Junggesellenabschied zu feiern.
Von dem traditionellen Italiener-Wochenende wusste Francesco nichts. „Wir sind nur zufällig an diesem Wochenende hier“, sagt er, während er mit den anderen Männern in der Masse auf die Theresienwiese läuft.
Für andere hingegen ist das Italiener-Wochenende jährlich ein fester Termin im Kalender. Vier davon sind Luca, Danilo, Marco und Andrea. Sie leben in der norditalienischen Stadt Varese und waren schon mehrmals auf der Wiesn, sagen sie, kurz nachdem sie an einem Würstl-Stand in der Nähe des Schottenhammelzelts gegessen haben. Wieso sie die weite Reise auf sich nehmen? „Für das Bier“, sind sich die Freunde einig. „Und für die Frauen.“
Sie seien erst zwei Stunden vorher in München angekommen, sagt Andrea, der kleinste von ihnen. Die Organisation der Reise habe in diesem Jahr eine Agentur übernommen, die extra italienische Touristen für das Oktoberfest nach Deutschland bringt, erzählt Andrea.
Abfahrt aus Italien sei am Freitag gewesen, Sonntagnachmittag gehe es schon wieder mit dem Bus zurück nach Hause. Und die Kosten? „240 Euro mit Übernachtung, 140 Euro ohne“, sagt der Italiener. Die Freunde hätten sich für die Option mit Übernachtung entschieden. „So haben wir wenigstens keinen Stress.“ Den Preis für die Reise finden sie fair, ebenso die Preise auf der Wiesn. „Ich sehe keinen großen Unterschied zum letzten Jahr“, sagt Andrea, die anderen stimmen mit einem Kopfnicken zu.
Anders sieht es beim Bier aus: „Man merkt, dass ein Liter hier viel mehr kostet als im Rest Deutschlands“, sagt Andrea. Die Kosten für das Wochenende auf dem Oktoberfest nehmen die Freunde dennoch in Kauf – bei ihrer Ankunft auf der Theresienwiese haben sich die vier Freunde jeweils ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Oktoberfest“ an einem der zahlreichen Touristenstände gekauft. „Das ziehen wir nächstes Jahr wieder an“, sagt Andrea, „dann aber mit unseren Namen hinten drauf“.