Sein Debüt als englischer Nationaltrainer konnte Lee Carsley erfolgreich gestalten. Vor dem Anpfiff leistete sich der Ex-Fußballer aber einen ungünstigen Fauxpas.
Ein 2:0-Auswärtssieg in Dublin bescherte England am Samstag einen Auftakt nach Maß in die neue Saison der Nations League. Die Partie war auch das Debüt von Interimscoach Lee Carsley. Der 50-Jährige agiert aktuell als Nachfolger für den nach der EM in Deutschland zurückgetretenen Gareth Southgate. Carsleys erstes Spiel an der Seitenlinie als Hauptverantwortlicher der „Three Lions“ war für den Trainer dann auch direkt ein ganz besonderes.
Für England ging es nämlich gegen Irland. Der im englischen Birmingham geborene Carsley hatte aufgrund der Herkunft seiner Großmutter, einer Irin, als aktiver Profi einst 40 Länderspiele für die „Boys in Green“ absolviert. Nun traf er mit England ausgerechnet auf den Verband, für den er einst aufgelaufen war.
Umso heikler ist deshalb auch der Fauxpas, der Carsley kurz vor Anpfiff passierte. Als er das Aviva Stadium in Dublin betrat, ging er nach rechts und setzte sich auf einen der Plätze auf der Trainerbank. Das Problem: Carsley hatte sich aus Versehen zu den Iren gesetzt, nicht zu den Engländern. Darauf wurde der Coach auch direkt von einigen Verantwortlichen und Medienschaffenden um ihn herum hingewiesen.
Carsley erhob sich sofort von seinem Platz. Kurz schmunzelnd, dann aber wieder mit ernstem Blick trottete er im Anschluss auf die linke Seite des Spielfelds zur englischen Trainerbank.
„Ich habe mich immer auf das erste Spiel und meine ersten Aktionen im Spiel konzentriert. In dieser Zeit habe ich wirklich darauf geachtet, dass meine Gedanken nicht abschweifen“, hatte Carsley gesagt. Als Trainer habe er das beibehalten.
Carsleys Aussagen hatten in der Folge hohe Wellen geschlagen. Die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ forderte in einem Meinungsstück sogar seine sofortige Absetzung als Nationaltrainer. „Entlasst ihn. Idealerweise jetzt sofort. Kurz vor dem Anpfiff, wenn es sein muss“, stand dort geschrieben. Der Forderung kam die FA aber naturgemäß nicht nach.
Kritik an Carsley äußerte nach der Partie wiederum unter anderem Ex-Premier-League-Trainer Harry Redknapp. Denn tatsächlich: Der Nachfolger von Gareth Southgate hatte bei seinem Debüt als England-Coach Wort gehalten. Als die Hymne seiner Mannschaft erklang, war Carsley stumm geblieben.
Redknapp deshalb gegenüber „The Sun“ deutlich: „Als stolzer Engländer und Patriot halte ich das Singen der Nationalhymne für wichtig. Ich sehe es immer gerne, wenn Spieler und Manager sie singen, egal in welcher Sportart.“ Auch Carsleys Verbundeheit zu Irland ließ Redknapp nicht als Ausrede gelten. „Es spielt keine Rolle, woher du kommst, für mich solltest du sie singen, wenn du ein englisches Team betreust“, betonte er. „Zumindest in 99 Prozent der Fälle.“
Carsley reagierte später auf die allgemeine Kritik an seiner Entscheidung, die Hymne nicht mitzusingen. Er respektiere unterschiedliche Meinungen, sagte er auf der Pressekonferenz nach der Partie und fügte hinzu: „Ich habe in Mannschaften gespielt, in denen die Spieler neben mir die Hymne mitsingen, aber ich habe auch in Mannschaften gespielt, in denen die Spieler oder Trainer nicht singen. Ich glaube nicht, dass es mich oder andere, die nicht singen, weniger engagiert macht.“