Frauen erledigen jeden Tag 79 Minuten mehr Sorgearbeit als Männer. Dadurch haben sie nicht nur unmittelbar weniger Geld, sondern auch im Alter.
Wenn zum Muttertag an diesem Sonntag vielen Frauen für ihre Liebe und Fürsorge gedankt wird, bleibt die Kehrseite dieser Sorgearbeit oft unerwähnt: Wer sich um Haushalt, Kinder und Angehörige kümmert, tritt in der Regel beruflich kürzer – mit langfristigen finanziellen Folgen.
Wie die Geldanlageplattform Raisin mitteilt, leisten Frauen pro Tag durchschnittlich 79 Minuten mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. 50 Prozent der Frauen und nur etwa 13 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit – einer der Hauptfaktoren für die Verdienstlücke von 16 Prozent brutto pro Stunde.
Das macht viele Frauen nicht nur während des Erwerbslebens finanziell abhängig von einem Partner, sondern führt mit den Jahren auch dazu, dass eine andere Lücke immer breiter wird: die Rentenlücke. Gemeint ist damit, dass die gesetzliche Rente geringer ausfallen wird als das monatliche Nettoeinkommen vor Renteneintritt. Der Unterschied zwischen den beiden Beträgen ist die Rentenlücke. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wollen Frauen ihren Lebensstandard halten, wenn sie in Rente gehen, müssten sie dafür im Schnitt bereits jetzt deutlich mehr Geld auf dem Konto haben als Männer gleichen Alters – wenn sie mit ihrem Geld nicht mehr tun, als es auf dem Konto oder Sparbuch liegenzulassen.
Denn Frauen verdienen während ihres gesamten Lebens nicht nur weniger als Männer, sondern leben im Schnitt auch noch länger. Sie müssen im Ruhestand also mit weniger Einkommen eine längere Zeit füllen.
Doch wie viel Geld müssten Frauen im Alter von 40, 50 und 60 Jahren ganz konkret schon jetzt angespart haben, um im Alter keine Abstriche machen zu müssen – oder von ihrem Partner abhängig zu sein? Und was können Sie tun, wenn Ihr Bankkonto nicht so üppig gefüllt ist? Raisin hat es ausgerechnet, t-online fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Als Grundlage für die Berechnungen dienen die durchschnittlichen Bruttoeinkommen der jeweiligen Altersgruppen und die Angaben des Statistischen Bundesamts zur Lebenserwartung von heute 60-Jährigen in Deutschland (83 Jahre für Frauen und 79 Jahre für Männer). Bei den Berechnungen handelt es sich um Durchschnittswerte für das Jahr 2024. Die jeweiligen Gehälter und Rentenansprüche können variieren – Einfluss auf die Zahlen haben etwa der Wohnort oder die Steuerklasse. Die möglichen Ersparnisse beruhen auf einer Sparquote von 10 Prozent des Nettogehalts. Bei der Berechnung der Rentenlücke wurde ein Berufseinstieg mit 25 Jahren angenommen, ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren und in der Rentenphase eine Inflation von 2 Prozent sowie Rentensteigerungen von 1,5 Prozent pro Jahr.
Wenn Sie als 40-jährige Frau Ihren jetzigen Lebensstandard im Alter halten wollen, sollten Sie in diesem Alter bereits 185.000 Euro auf Ihrem Konto befinden. Zu dieser Zahl kommt es wie folgt:
40 Jahre alte Frauen verdienen in Deutschland aktuell im Schnitt 47.758 Euro brutto im Jahr, also etwa 2.592 Euro netto im Monat. Sie können damit mit einer monatlichen Rente von rund 1.519 Euro rechnen. Zum jetzigen Nettogehalt klafft also jeden Monat eine Lücke von 1.073 Euro (2.592 – 1.519 Euro = 1.073 Euro).
Insgesamt fehlen über einen Zeitraum von 16 Jahren Rentenbezug 271.000 Euro – wenn man einrechnet, dass das Geld durch die Inflation auch noch weniger Wert haben wird.
Sparen Sie ab sofort monatlich 10 Prozent Ihres Nettogehalts, schaffen Sie es allerdings nur auf eine Ersparnis von 86.000 Euro. Bereits jetzt besitzen sollten Sie aber schon 185.000 Euro, um die Lücke zu schließen (271.000 Euro – 86.000 Euro = 185.000 Euro).
Alter | Durchschnittliches Brutto-Jahresgehalt | Durchschnittliches Nettogehalt im Monat | Rentenlücke | Sparpotenzial | Benötigtes Erspartes | |
---|---|---|---|---|---|---|
Frauen | 40 | 47.758 Euro | 2.592 Euro | 271.000 Euro | 86.000 Euro | 185.000 Euro |
50 | 49.110 Euro | 2.652 Euro | 265.000 Euro | 54.000 Euro | 211.000 Euro | |
60 | 49.335 Euro | 2.662 Euro | 252.000 Euro | 22.000 Euro | 230.000 Euro | |
Männer | 40 | 58.242 Euro | 3.050 Euro | 251.000 Euro | 101.000 Euro | 150.000 Euro |
50 | 59.890 Euro | 3.121 Euro | 245.000 Euro | 64.000 Euro | 181.000 Euro | |
60 | 60.165 Euro | 3.132 Euro | 233.000 Euro | 26.000 Euro | 207.000 Euro |
Zum Vergleich: Laut aktuellen Prognosen beträgt die Rentenlücke bei einem heute 40 Jahre alten Mann hochgerechnet 251.000 Euro, wenn man annimmt, dass er 12 Jahre in Rente sein wird. Die Lücke ist also um 20.000 Euro geringer als bei gleichaltrigen Frauen.
Männer können dank des höheren Nettogehalts mehr sparen, bis sie in Rente gehen. Legen sie jeden Monat zehn Prozent ihres Einkommens aufs Konto, haben sie mit 67 Jahren immerhin 101.000 Euro gespart. Damit sollten 40-jährige Männer jetzt 150.000 Euro auf der Bank haben – also 35.000 Euro weniger als eine Frau gleichen Alters.
Einen ordentlichen Batzen: 211.000 Euro. Die wären nötig, um Ihren jetzigen Lebensstandard auch im Ruhestand halten zu können. Wie man auf diese Zahl kommt? So:
50 Jahre alte Frauen verfügen in Deutschland derzeit über ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 49.110 Euro im Jahr. Monatlich gehen auf ihrem Konto also etwa 2.652 Euro netto ein.