Die Aktie steigt, die Probleme bleiben: Tesla feiert ein Börsencomeback – doch unter der glänzenden Oberfläche bröckelt das Geschäftsmodell. Die Zahlen lügen nicht.
Die Tesla-Aktie gehört zu den bekanntesten Papieren der Welt. Wer investiert, hofft auf den nächsten großen Sprung. Genau das scheint aktuell wieder der Fall zu sein. Innerhalb weniger Wochen hat das Papier rund 40 Prozent an Wert gewonnen.
Auslöser war eine politische Nachricht: Die USA und China haben beschlossen, sich im Handelsstreit für 90 Tage zu entspannen und ihre gegenseitigen Zölle deutlich zu senken. Viele feiern das als Befreiungsschlag für die Weltwirtschaft – und für Tesla.
Doch warum sollte ausgerechnet am heutigen Tag, an dem der US-Präsident diese Entspannung verkündet, das Geschäftsmodell von Tesla plötzlich ein anderes sein als noch vor vier Wochen? Genau das ist die zentrale Frage. Denn die Probleme des Elektroautobauers sind nicht vom Tisch. Im Gegenteil.
Tatsächlich hat sich der Kurs von Tesla zuletzt stark erholt. Von 223 auf über 320 US-Dollar (etwa 290 Euro) innerhalb eines Monats – das klingt beeindruckend. Bis zum Rekordhoch von 488 Dollar (466 Euro) ist es allerdings noch ein weiter Weg. Und schon einmal war die Euphorie groß. Im November 2021 war der Kurs ähnlich schnell in die Höhe geschossen, bevor er wieder abrutschte. Doch damals waren die Zeiten andere.
Den aktuellen Schwung verdankt Tesla vor allem der Einigung im Handelsstreit. Die USA und China haben kürzlich ihre zuvor eingeführten Zölle erheblich gesenkt. Für die Wirtschaft weltweit ist das ein positives Signal. Aktienkurse legten rund um den Globus zu – teilweise über zehn Prozent bei Einzelwerten. Auch die Autoindustrie atmete auf.
Deutsche Hersteller wie BMW und Mercedes profitieren, weil sie SUV-Modelle in den USA bauen und nach China exportieren. Die Hoffnung: günstigere Kosten, bessere Margen, weniger Stress im internationalen Geschäft, erläutert der Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. Tesla gehört auf den ersten Blick zu den Gewinnern dieser Entwicklung. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
Während andere Autobauer nun wieder hoffnungsvoller in die Zukunft blicken, kämpft Tesla aktuell mit sinkenden Verkaufszahlen. In Deutschland gingen die Neuzulassungen im April 2025 um fast 46 Prozent zurück. Seit Jahresbeginn liegt das Minus sogar bei über 60 Prozent. Und das, obwohl der Absatz von Elektroautos insgesamt kräftig wächst. Fast jeder fünfte Neuwagen ist inzwischen ein Stromer.
Mit fast jedem zweiten neu zugelassenen Elektroauto dominierte hierzulande VW die Neuzulassungen im April sowie im gesamten bisherigen Jahr. Während die Kernmarke Volkswagen mit 9.725 reinen Stromern weit vor der Konkurrenz liegt, schafft es Tesla mit nur noch 885 Neuzulassungen gerade einmal auf Rang 16. Damit wird immer deutlicher: Während Tesla Marktanteile verliert, baut VW seine Vormachtstellung mit einem breiten Modellangebot und starker Präsenz weiter aus.
Auch in Großbritannien, Schweden und Portugal verkauft Tesla deutlich weniger Fahrzeuge. Nur in Norwegen legte der Absatz zuletzt leicht zu. Ein Grund dafür ist die Preisstrategie: Während andere Hersteller ihre Modelle stark rabattieren, bleibt Tesla bei vergleichsweise hohen Preisen. Das verschlechtert die Wettbewerbsposition – vor allem, weil günstige E-Autos aus China und Europa den Markt erobern.
Noch schwerer wiegen die aktuellen Geschäftszahlen. Tesla wächst nicht mehr. Im Gegenteil: Der Umsatz stagniert seit mehreren Quartalen. Die operative Marge ist von 16 auf nur noch gut 6 Prozent eingebrochen. Der Gewinn je Aktie ist seit dem Rekordjahr 2022 von 4,07 auf 2,42 US-Dollar gefallen – ein Rückgang von rund 40 Prozent, wie Aktienanalyst Tobias Krieg vom Lynx-Broker ausrechnet.
Im ersten Quartal 2025 ging der Umsatz weiter zurück. Tesla verfehlte die Erwartungen deutlich. Der Gewinn fiel um weitere 40 Prozent auf nur noch 0,27 US-Dollar je Aktie. Das operative Ergebnis schrumpfte um 66 Prozent. Die Marge lag bei mageren 2,1 Prozent. Tesla steht damit kurz vor den roten Zahlen.