Quarantäne statt Urlaubsfreude: Mehr als 3.000 Menschen sitzen auf einem Kreuzfahrtschiff fest. Wie ist die Stimmung?

Sie kamen aus Madagaskar und haben zwar nicht die im Volkslied besungene Pest, aber doch vielleicht die Cholera an Bord: Das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ der Reederei Norwegian Cruises Line (NCL) liegt seit Sonntag im Hafen vor Port Louis, Mauritius, und darf keine Passagiere von Bord lassen.

Von den 2.184 an Bord befindlichen Passagieren haben „mindestens 14“ mit einem schweren Magen-Darm-Infekt zu kämpfen, auch eines der 1.000 Crewmitglieder ist erkrankt. Die Situation wäre schon unangenehm, wenn es sich um ein Norovirus handeln würde. Doch das südliche Afrika erlebt gerade die schwersten Cholera-Ausbrüche seit Jahren. Schon die Insel La Réunion hatte zuvor den Passagieren des Schiffs die Einreise verweigert. Ein Ergebnis medizinischer Tests wird erst am Dienstag erwartet.

Wie geht es den Passagieren?

Passagiere des Kreuzfahrtschiffs reagierten unterschiedlich auf die Situation. „Es ist alles normal und wir haben Spaß“, sagte ein mauritischer Gast der Deutschen Presse-Agentur (dpa), kritisierte aber mangelnde Kommunikation an Bord und seitens des Reiseveranstalters.

Ein Ehepaar von der Insel La Réunion, das in Kapstadt an Bord gegangen war, bemängelte ebenfalls die Kommunikation. „Kaum hatten wir Kapstadt verlassen, mussten sie wissen, dass es ein Problem gab. Das Buffet war verschwunden. Man bediente uns mit Handschuhen. Es gab Gerüchte über Gastroenteritis“, erzählte der Ehemann der dpa.

„Wir wollten am Samstag in La Réunion aussteigen. Am Morgen sagte man uns, dass das Schiff stattdessen nach Mauritius fahren werde. Wir waren ein wenig besorgt. Schließlich dachten wir, dass wir in Mauritius aussteigen und nach La Réunion zurückfliegen würden. Da erfuhren wir plötzlich, dass die Gesundheitsbehörden an Bord kommen würden. Erst sehr spät erwähnten sie den Verdacht auf einen Cholera-Ausbruch“, erzählt der Mann.

Reederei spricht von „unvorhergesehenen Umständen“

Esther Verdaas, eine niederländische Passagierin, die mit ihrer Familie an Bord war, bestätigte diese Situation der „NL Times“: „Das Einzige, was man uns gesagt hat, ist, dass wir definitiv nicht vor dem 27. Februar von Bord gehen dürfen“, sagte sie der Zeitung. „Aber es könnte auch länger dauern. Denn es kann sein, dass jemand an Bord an Cholera erkrankt ist, und wenn das am 27. Februar tatsächlich festgestellt wird, könnten weitere zehn Tage dazukommen.“

Am Sonntag erhielten alle Passagiere ein Schreiben der Reederei, in dem von „unvorhergesehenen Umständen“ die Rede war, die dazu führten, dass die Behörden von Mauritius das Anlegen des Kreuzfahrtschiffes nicht erlaubten. In dem Schreiben heißt es, dass das Schiff „wahrscheinlich“ am Dienstag anlegen werde.

„Das Personal ist nervös“

Kapitän Roger Borg teilte den Passagieren mit, dass in Südafrika und Simbabwe möglicherweise die Cholera ausgebrochen sei und die Behörden von Mauritius befürchteten, dass jemand an Bord der „Norwegian Dawn“ erkrankt ist. „Gestern wurde hier überall gesprüht und gesaugt“, berichtet Passagierin Verdaas. „Das Personal ist nervös, und wir wurden angewiesen, uns mehr als sonst die Hände zu waschen und die Hygienevorschriften zu beachten.“

Die Norwegian Cruise Line Holding Ltd., Eigentümerin der „Norwegian Dawn“, teilte „USA Today“ mit, dass die Regierung von Mauritius die Ausschiffung für die aktuelle Kreuzfahrt und die Einschiffung für die nächste Kreuzfahrt auf Dienstag verschoben habe, weil die „lokalen Behörden zusätzliche Tests verlangen.“ Das Schiff war auf einer 12-tägigen Tour von Kapstadt nach Port Louis, die am 13. Februar gestartet war. In Port Louis sollten 2.279 neue Passagiere an Bord gehen, die nun auf Mauritius gestrandet sind und abwarten müssen.

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