Der 1. FC Köln hat den fast sicher geglaubten Derbysieg nicht über die Ziellinie bringen können. Nach dem späten Ausgleich von Fortuna Düsseldorf muss sich daher auch Gerhard Struber Fragen gefallen lassen.

Zum zweiten Mal in Folge herrscht beim 1. FC Köln Frust. Wie schon gegen den 1. FC Magdeburg waren die Kölner auch im Derby gegen Fortuna Düsseldorf die klar bessere Mannschaft, schafften es aber erneut nicht, die drei Punkte einzufahren. Dabei war die Elf von Trainer Gerhard Struber bei der Fortuna schon deutlich näher dran und ließ sich erst in der vierten Minute der Nachspielzeit den Sieg noch aus den Händen reißen.

Dabei musste sich der FC-Trainer hinterher auch die Frage gefallen lassen, warum er sein Wechselkontigent in der Schlussphase nicht vollends ausgeschöpft hatte. Struber brachte mit Steffen Tigges, Mathias Olesen und Dominique Heintz nur drei anstelle von fünf möglichen Optionen von der Bank.

Einige Spieler hatten in der Schlussphase dabei bereits mit Krämpfen zu tun gehabt, einige andere wirkten mindestens am Rande der vollständigen Erschöpfung. Auf Nachfrage wehrte sich Struber hinterher jedoch gegen diesen Eindruck. „Die Jungs haben bis zuletzt alles investiert, hatten immer noch Tiefe im Spiel. Von daher waren wir nicht auf der letzten Rille, so wie Sie das beschreiben“, sagte der Trainer.

Aus der Sicht von Struber habe der Spielverlauf einfach keine weiteren Wechsel hergegeben. In dem Derby sei eine „extreme Energie“ drin gewesen, weshalb es nicht so leicht gewesen sei, „von außen reinzukommen und gleich atmosphärisch reinzuspringen und die Antennen auf hundert zu haben.“

Auch Sportchef Christian Keller wollte das Thema der ausgelassenen Wechsel nicht zu hoch hängen – nicht immer seien fünf Wechsel auch nötig. „Ich glaube, es hat sich so ein bisschen eingebürgert, dass man erwartet, dass fünfmal gewechselt wird. Aber es gibt keine Regel, dass man das tatsächlich tun muss. Wenn eine Startelf funktioniert, warum sollst du dann wechseln?“, sagte der 45-Jährige.

Trotzdem musste auch der Geschäftsführer mit Blick auf die Wechsel hinterher konstatieren: „Heute war es tatsächlich wenig und spät.“ Dabei ist es müßig darüber zu diskutieren, ob der FC den Sieg mit weiteren Wechseln über die Zeit gebracht hätte. Trotzdem lässt sich feststellen, dass die Joker im bisherigen Saisonverlauf noch nicht die erhofften Impulse hatten bringen können. Die meisten Wechsel verpufften bislang überwiegend wirkungslos.

Mit Linton Maina und Luca Waldschmidt haben an den ersten sechs Spieltagen erst zwei Spieler eine Torbeteiligung nach Einwechslung beisteuern können. Überhaupt hat im bisherigen Saisonverlauf nur ein einziger Trainer noch seltener gewechselt als Struber: Der inzwischen entlassene Karel Geraerts tauschte an den Spieltagen eins bis sechs beim FC Schalke 21-mal, Gerhard Struber nahm derweil 24 Wechsel vor.

Einige der Kölner Ersatzspieler dürften sich dabei inzwischen die Frage stellen, warum sie selbst bei solch intensiven Spielverläufen wie im Derby keine Option für Gerhard Struber darstellen. Für den FC könnte das im Aufstiegsrennen noch problematisch werden, wird es im Saisonverlauf immer wieder zu Ausfällen aufgrund von Verletzungen oder Sperren kommen. In diesen Fällen muss die zweite Reihe in die Bresche springen, sich dafür jedoch erst einmal richtig aufdrängen.

Share.
Exit mobile version