Unverständnis für die Mitglieder, Hoffnung in den Sport: Lukas Podolski wünscht sich einen anderen Umgang mit dem 1. FC Köln – und mit seiner Person.
Als Lukas Podolski am Montagabend bei der „Baller League“ in der Kölner Motorworld am Spielfeldrand stand, wählte wenige Kilometer weiter am Geißbockheim gerade der Mitgliederrat des 1. FC Köln seine neuen Vorsitzenden. Der Mitgliederrat war vergangene Woche neu gewählt worden.
Künftig wird das Aufsichtsgremium des Präsidiums von Fabian Schwab und Stacy Krott geleitet. Damit kommt es bei den „Geißböcken“ zu einem Novum: Erstmals in der FC-Geschichte wird eine Frau nicht nur den Vorstand kontrollieren, sondern in ihrer Funktion auch im mächtigen Gemeinsamen Ausschuss sitzen, in dem alle wichtigen Entscheidungen des Klubs gebilligt werden.
Aktuell ist Lukas Podolski in diesen politischen Prozessen beim FC noch ein Außenstehender. Doch weil Podolski damit kokettiert, im Sommer 2025 mit dann 40 Jahren seine aktive Karriere beenden zu wollen, wird er schon jetzt als möglicher Vizepräsident oder gar Präsident gehandelt, wenn die „Geißböcke“ im Herbst 2025 einen neuen Vorstand wählen werden. Und genau dieser Mitgliederrat wird dann das erste Vorschlagsrecht für ein Vorstandsteam haben.
Am Montag lachte Podolski diese Gedanken beiseite. Diese Schlagzeile wolle er jetzt nicht liefern, sagte der 39-Jährige. Allerdings hat der Angreifer, der aktuell noch für den Verein Gornik Zabrze in Polen spielt, sehr wohl verfolgt, was vergangene Woche bei der Mitgliederversammlung passiert war.
„Wenn ich als Verein 140.000 Mitglieder habe und es kommen zur Mitgliederversammlung nur 1.400, dann zeigt mir das, dass in dem System was nicht stimmt“, kritisierte Podolski. Seine Botschaft: Der FC müsse die Mitglieder wieder mehr begeistern, mehr mitnehmen. Aber auch die Mitglieder müssten selbst wieder aktiver werden und sich einbringen.
Podolski weiß, dass er selbst dazu beitragen könnte. Er weiß aber auch, wie wichtig die nächsten Monate für den Klub sein werden – unabhängig von möglichen Machtkämpfen im Hintergrund. „Meine Person ist jetzt nicht das Wichtigste. Jeder kennt meinen Status. Wir können auch in einem, fünf oder zwanzig Jahren noch was machen“, sagte Podolski und erklärte, dass der FC nun erst einmal den gesamten Fokus auf den sportlichen Bereich legen müsse. Und der scheint dem Ex-Star der „Geißböcke“ Freude zu bereiten.
„Die letzten drei Spiele waren okay. Natürlich, wenn du gut gespielt, aber nicht gewonnen hast, machst du dir natürlich Sorgen, aber es ist noch früh in der Saison. Was wäre, wenn man die letzten drei Spiele katastrophal gespielt hätte? Man muss doch auch was Positives mitnehmen.“ Überhaupt wollte Podolski die gute Entwicklung beim FC hervorheben. „In den letzten zehn, fünfzehn Jahren wurde immer nur draufgehauen. Man muss doch was Positives mitnehmen.“
Das Positivste für Podolski, selbst ein Eigengewächs des 1. FC Köln, sei die Einbindung der zahlreichen Talente aus dem Kölner Nachwuchsleistungszentrum. „Es ist positiv, dass so viele Jugendspieler mitspielen und überzeugen. Der Weg mit den Jungen ist ein geiler Weg. Ob er reicht, um aufzusteigen, werden wir am Ende erfahren.“ Aber man müsse den Spielern die Zeit geben, sich zu entwickeln. „Die Qualität haben sie. Das zeigen die Jungs.“
Einzig wünscht sich Podolski in der Mannschaft einen Spieler mit Erfahrung und Vorbildfunktion. „Einen Spieler, der die Mannschaft ankurbelt, der die Stimmung beeinflusst, der auch mal aneckt, der aber auch mal das Spiel beruhigt.“ Er habe gehört, „dass es finanzielle Mittel gibt, um Transfers zu machen“. Darauf müsse der FC jetzt mit Blick auf den Winter schauen. Dann könne es was mit dem Aufstieg werden.
Und dann könne man auch wieder über eine Einbindung Podolskis beim FC sprechen. „Wenn ich der FC wäre und ich habe einen Spieler wie Podolski – oder wie Schweinsteiger in München –, die Großes für ihren Verein gemacht haben, und ich würde nicht versuchen, diesen Spieler einzubinden, wäre ich blöd.“